Naße Schuhe

Eine Geschichte über ein Missverständnis

Wir nahmen den Nachtbus zum Ort Kalaw, um eine zweitägige Wanderung zum Inle Lake zu machen. Es hörte sich wie ein gemütlicher Spaziergang an. Am Vormittag 2 Stunden zwischen Feldern hindurch laufen, Mittagessen und am Nachmittag nochmal zwei Stunden leicht bergab zum Homestay. Dort übernachten wir bei einer Gastfamilie in einem kleinen Dorf und am nächsten Tag geht es nochmal 4 Stunden bis zum See. Klingt leicht und gemütlich, nachdem man in Nepal gewandert ist.
Wir haben also nicht das große Equipment raus geholt, sondern die normalen Turnschuh angezogen und nur den kleinen Rucksack mitgenommen, indem ein Regenschirm, aber keine Regenjacke gepasst hat. Schließlich mussten wir unser großes Gepäck abgeben und für eine Nacht, Schlafsachen mitnehmen.

Der erste Tag bis zum Mittagessen war perfekt.

Die Sonne schien und wir scherzten mit unserem jungen Guild, der aus der Gegend kam. Doch am Nachmittag fing es an zu Regnen. Es kam, wie es kommen musste. Der Weg wurde schlammig und rutschig. Es war naß von oben. Wir streiften Büsche und Blätter, deswegen waren wir naß von der Seite. Und wir rutschten von einer Pfütze und Matschgrube in die nächste.
Für meine Mitreisende war das zu viel. Sie stapfte nach vorne und brüllte den Guild an, weil er ihr nicht genug half. Schon das fünfte Mal lag sie auf dem Boden und ihre Hose war voller Matsch.
Kein angenehmer Gedanken, vor allem, weil der zweite Wandertag noch bevorstand.
Irgendwie schafften wir es in das Dorf.
Wir fragten, ob wir unsere Schuhe zum Trocknen ans Feuer in der Küche stellen konnten und unser Guild nickte eingeschüchtert.

Der nächste Tag.

Die Welt sah nicht mehr ganz so Grau aus, wie am Tag zuvor, auch wenn es nieselte und 4 Stunden Weg zwischen uns und dem See lagen. Die Klamotten waren nicht mehr naß (nur noch feucht). Wir stiegen die Treppe runter zum Frühstück. Da standen unsere Schuhe. Blitzblank. Eine Vorahnung ergriff mich …
Ich rannte zu meinen Schuhen. Sie waren komplett vom Matsch befreit, jede Fuge in der Sohle glänzte wie neu. Aber die Schuhe waren naß – triefend naß, so dass ich sie auswringen konnte.
Pest oder Kolera? Da wären mir die dreckigen Schuhe lieber gewesen.

Das Missverständnis

Unser Guild hatte durch den Anschieß ein schlechtes Gewissen. Er dachte, das meine Mitreisende wegen der dreckigen Kleidung aufgebracht war. Ihr ging es jedoch darum, dass sie in Europa einen anderen Standard gewöhnt war und andere Erwartungen an einen Guild hatte. Für ihn erfüllte er seine Aufgaben, indem er uns den Weg zeigte. Sie erwartete, dass er in diffizilem Terrain auf jeden einzelnen wartet und über schwierige Stellen drüber half.
Dass er, in unseren Augen, mit dem Putzen unserer Schuhe, über das Ziel hinaus geschossen war, war ihm nicht bewusst.
Seit ihr schon mal mit trockenen Socken in triefend naße Schuhe gestiegen und dann 4 Stunden gewandert?

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Ein Ballon für mich

Drogen für den Alltag

Dali und sein See

Eine kleine Anekdote zur Politik und Naturschutz in Südchina

Die Stadt Dali ist in unseren Augen eine Kleinstadt, aber im Vergleich zu chinesischen Städten ein Dorf. Dali liegt zwar über 2000 Meter über dem Meeresspiegel, aber es wurde von den Chinesen zu einem der zwei Orte in China gewählt mit dem besten Klima im Land. Die Stadt am See hat nur zwei Jahreszeiten, Frühling und Herbst, und liegt eingebettet zwischen grünen Wäldern.

Das hat alles nicht viel mit Politik und Naturschutz zu tun, aber so bekommt ihr einen kleinen Überblick wo wir uns befinden.

Politik in den 90iger Jahren

Vor 20 Jahren erkannte der Staat, dass die Menschen um den See sehr arm sind. Um die Lebensqualität in der Provinz Yunnan zu erhöhen, subventionierte der Staat den Kauf von Vieh.
Diese Maßnahme hat gegriffen. Die Menschen in der Region haben an Wohlstand gewonnen. Hilfreich war, neben dem Erlös aus der Viehzucht, das gute Klima, denn über die letzten Jahre hat sich die Touristenbranche entwickelt. Dali gilt als das Mekka für Rucksacktouristen und als ich da war, sind im Minutentakt Busse mit Chinesen vorgefahren, die durch die Altstadt geführt wurden.

Politik und Naturschutz heute

Seit etwa 2 Jahren wird in China verstärkt auf den Naturschutz geachtet.

Zum Beispiel wird in Peking empfohlen nur 3 Tage in der Woche das Auto zu nutzen. Aber zur gleichen Zeit macht der Staat verstärkt Werbung, dass die Leute sich die neusten Modelle kaufen sollen.

Dann gibt es überall in den Städten eine Müllentsorgung. Entweder ein Müllauto mit Musik fährt durch die Straßen und wenn die Leute die Musik hören, werfen sie ihren Müll auf die Ladefläche. Oder man sieht hunderte Frauen, die die Straßen lupenrein kehren.

In Dali wurde erkannt, dass der See wichtig für das Ökosystem ist und auch für den Tourismus.
Letztes Jahr beschuldigte der Staat die Bewohner von Dali den See verschmutzt zu haben. Und zwar mit dem gleichen Vieh, dass sie vor 20 Jahren gekauft haben. Der Staat beschuldigt nun die Leute, obwohl er es selbst vor zwei Jahrzehnte vorgeschlagen hat.
Seitdem das Fischen im See verboten ist, leben wieder große Fische darin.

Um den See zu schützen, wurden vor einem Jahr Restaurants geschlossen, die in der näheren Umgebung von 200 Metern zum Ufer lagen. Eine Restaurantbesitzerin erzählte, dass sie erst kurz vorher eine teure Modernisierung vornehmen musste, was ihm die Beamten von Staat aufgedrückt hatten. Zu dieser Zeit war noch nicht die Rede von einer Schließung. Durch Gerüchte hat sie (Stand Juli 2018) Erfahren, dass sein Restaurant vielleicht bald abgerissen wird. Es gibt keine offiziellen Information und es gibt keinen Termin dafür. Es kann sein, dass irgendwann ein Abrißtermin durchsickert, der dann verschoben wird und wieder verschoben und plötzlich sind sie da.
Aber es wird keine Entschädigung dafür geben.

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Ihr Kinderlein kommet

Keine Social Media

 

 

Von A nach B (ali)

Transport auf Bali

Auf der Insel Java in Indonesien ist es noch ganz einfach. Es fahren Züge, es gibt lokale Busse und zu tausenden sind die Motorräder und Taxis unterwegs, die einen an seinen Wunschort bringen.
Kaum auf Bali angekommen verändert sich die Situation.

Was gibt es und was gibt es nicht?

Im Norden von Bali waren die öffentlichen Busse noch präsent. Der Busbahnhof ist gegenüber der Fähre, die von Java kommt und wenn man etwas Zeit mitbringt, gelangt man nach Denpassar oder an einen Ort an der Nordküste. Man muss nur damit rechnen, dass der Bus erst dann los fährt, wenn genügend Reisende da sind. Und die Fahrt kann sich auch hinziehen, weil der Busfahrer immer wieder anhält, um weitere Passagiere zu finden.
Mühseliger ist es, wenn man an einem der kleinen Ort ausgestiegen ist und von dort wieder weg möchte. Es bleibt einem nur die Möglichkeit sich an den Straßenrand zu stellen und auf einen Bus zu warten. Dann schnell ein Handzeichen geben und aufspringen, denn sie halten nicht lange. Die Fahrpreise werden anhand der Hautfarbe festgelegt.
Um so weiter in den Süden der Insel man kommt, umso intransparenter wird das öffentliche Verkehrsnetz. Es gibt Gerüchte, dass es Busse gibt und ab und zu sieht man eine Bushaltestelle, aber natürlich nie in der Nähe, in der man sich aufhält und es ist unklar, wo der Bus hinfährt.
Für Touristen bleibt dann oft nur der private Transport oder ein eigens Motorrad.

Der Kampf gegen die Globalisierung

In den letzten Jahren haben sich 3 Transportunternehmen in Indonesien und anderen asiatischen Ländern etabliert: Grab, Uber und GoJek.
Mit einer App ruft man ein Motorrad oder Taxi und weiß von vornerein wie viel der Transport kosten wird. Sehr Parktisch. Denn so umgeht man als Ausländer die Sprachbarriere und das Feilschen um einen guten Preis, der mit der Helligkeit der Haut zu steigen scheint.
Indonesische Fahrer können sich dem Netzwerk anschließen und bekommen über die App die Aufträge Essen zu liefern oder Personen zu transportieren. Das verspricht viel Arbeit, hat aber auch seinen Preis. Die Unternehmen sind in Singapur oder San Francisco ansässig. Das Geld fließt also ins Ausland. Da die Preise für einen Transport sehr niedrig sind, bekommen die Fahrer gerade mal so viel, dass sie den Sprit bezahlen können. Ein Teufelskreis: Wer nicht dabei ist, bekommt keine Aufträge, weil Grab, Uber und GoJek z.B. in Java überall vertreten sind. Und wer mitmacht, bekommt nur ein geringes Gehalt.

Bali währt sich dagegen. Oder eher gesagt, die einzelnen Dörfer.
Ich habe noch keinen Fahrer von den Unternehmen auf Bali gesehen. Schilder, in den Straßen, machen klar, dass die ausländischen Transportfirmen unerwünscht sind und würde sich ein Fahrer in desen Mitte verirren, würden sie mit Steinen nach ihm werfen.
Die Dörfer haben sich organisiert und bieten ihre eigenen Transportservices an. Dabei hat sich ein abgestimmtes Preisbild entwickelt. Alle bieten für eine bestimmte Strecke (z.B. Canggu – Ubud) den gleichen Preis an (hier 300.000 Rupia; entspricht etwa 20 Euro für eine Stunde Fahrt). Mit etwas Verhandlung kann der Preis noch etwas gesenkt werden, aber im Prinzip halten sich alle daran.

Der Kampf gegen die Folgen

So, …. jetzt stellt man sich vor, dass alle Touristen mit privaten Transporten die Insel erkunden. Ein Urlaub dauert in etwa 2 Wochen; der Flug landet in Denpassar, 3 Tage Kuta, 2 Tage Pemuteran, 3 Tage Lovina, dann noch nach Ubud für 3 Tage dann den Urlaub am Strand von Sanur ausklingen lassen, bis es wieder nach Denpassar geht zum Abflug.
Im August sind tausende Touristen in Ubud. Alle kommen und gehen mit einem eigenen Fahrer. Der Ort erstickt im Verkehr und Stau wird zu einem Problem.
Gestern Abend traf ich mich bei einem Stammtisch mit anderen Reisenden und von den 10 Leuten hatten bereits 2 einen Unfall mit dem Motorrad, so dass sie ins Krankenhaus mussten. Der Verkehr ist unübersichtlich und als ungeübter Fahrer gefährlich, wenn auf den Straßen zu viel los ist.

Eine Lösung wäre ein öffentliches Verkehrsnetz, das übersichtlich ist und für alle zugänglich. Aber das würde auch bedeuten, dass die privat organisierten Fahrernetzwerke schrumpfen würden, weil commercille Unternehmen die Busse übernehmen würden.

 

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Drogen für den Alltag

Das Kauen von Betel

In den Straßen von Myanmar fallen die roten Flecken auf dem Boden auf. Überall sind sie anzufinden. Spucke mit rotem Betel.

    

Betel ist eine Nuss, die nicht high macht, aber beim Kauen einen positiven Effekt hat wie bei Koffein oder eine leichte Droge, die zufriedener macht.
An jeder Ecke werden die kleinen Päckchen mit der Nuss verkauft. Zuerst wird ein Blatt mit dünnen Kalk bestrichen und mit Betel und Gewürzen zusammen gewickelt. Ein Päckchen mit 5 Betelblättern kostet nur wenige Cent und gehören bei den Burmesen zum Alltag.
Der Nachteil von Betel ist, dass er das Zahnfleisch und Zähne angreift. Deswegen lachen Burmesen auf Fotos nicht, weil sie schlechte Zähne haben.
Nur bei gebildeten Burmesen entsteht eine Veränderung, die die Nachteile erkennen. Nicht nur die Zähne leiden darunter, sondern es entsteht eine Abhängigkeit. Die Gesundheit der Zähne spaltet die Gesellschaft. Es ist klar ersichtlich, wer welche Ausbildung hat.

    

 

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Begegnung auf dem Bromo

 

Begegnung auf dem Bromo

Von einem Tsunami und einem Kinderwunsch

Dieses Mal möchte ich von einer Frau erzählen, die ich auf dem Vulkan Bromo auf der Insel Java kennen gelernt habe. Dieser Beitrag handelt von Krankenversicherungen und Tsunamis.

Vulkan Bromo

Als ich angesprochen werde dämmert es noch. Bestimmt wieder einer dieser Anfragen, ob ich Fotos mit einer ganzen indonesischen Familie machen möchte. Dabei kennen die mich doch gar nicht. Aber es scheint sie glücklich zu machen, ein Andenkenbild mit einem Westler zu haben.
Mit 100 anderen Menschen stehe ich auf einer Aussichtsplattform und halte meine Kamera für den perfekten Augenblick bereit. Gleich geht die Sonne auf und die Nebelschwaden, die aus dem Krater des Vulkans steigen, werden golden angeleuchtet.
Die Frau neben mir räuspert sich. Ich werde nicht viel verpassen, wenn ich ihr den Gefallen machen, ein Foto mit ihr zu schießen. Langsam ist zu erkennen, dass der Himmel bewölkter ist als gestern. Mist. Der Sonnenaufgang wird unvergessliches Foto geben. Umsonst früh aufgestanden.

Tsunami in Java

Ich drehe mich zu der Frau um, die neben mir auf der Bank platz genommen hat. Eine junge Muslimin mit ihrem Mann sitzen warm eingepackt neben einander.
»Wo kommst du her?«, fragt sie mich in einem beeindruckend guten Englisch.
»Aus Deutschland. Und ihr?«
»Aus einem Küstenort im Osten von Java.«, antwortet sie mit dünner Stimme.
»Im Osten von Java?«, ich bekomme große Augen, »Ist deine Stadt vom Tsunami betroffen, der vor 3 Tagen vom Anak Krakatau ausgelöst wurde?«
Sie nickt. »Aber wir waren nicht da, als es passierte. Wir sind seit Montag mit meinen Eltern auf Reisen, um den Vulkan Bromo anzuschauen. Ist der nicht wunderschön?«
Ich blicke nochmal zu dem dampfenden Krater rüber. Irgendwie habe ich mir den Touristenmagneten spektakulärer vorgestellt. Oder vielleicht liegt es nur daran, dass die Wolken mir mein Bild versauen werden.
»Ja, er ist ganz nett.«, ich schlucke, um mich auf die Frage vorzubereiten, die mir auf der Zunge liegt.

»Seid ihr vom Tsunami betroffen?«

Sie schüttelt den Kopf und lächelt mich an, »Nein. Unser Haus ist 10 Kilometer im Landesinneren und keiner meiner Freunde und Verwandten ist etwas passiert.«
Wieder ein Lächeln bei dem Thema. Als ich vor 2 Tagen von de Tsunami erfahren habe, habe ich mich kurz erschreckt. Ich bekam nur die Nachricht, »Tsunami auf Java.« Also auf der Insel, auf der ich mich seit über einer Woche aufhalte. Im meinem Hostel sprach ich das Thema und fragte, ob viele Betroffen sind, aber der Typ an der Rezeption interessierte sich nicht besonders dafür. Er sprach zu mir, als ginge es um die Bestellung eines Taxis.
»Warum lächelst du?«, frage ich die Frau, »Warum gehen alle Indonesier mit dem Tsunami um, als wäre nichts passiert?«
Ihr Lächeln verschwindet und ein grübeln verzieht ihren Mund.
»Hm. Es interessiert uns schon. Aber wir sind daran gewöhnt. Ganz oft gibt es Tsunami Warnungen und immer wieder passiert etwas. Dagegen kann man nichts tun. Und von hier aus kann ich erst recht nicht helfen. Wenn ich zurück bin werde ich für die Leute spenden, die ihr Zuhause verloren haben.«

Kinderwunsch in Indonesien

Sie schaut zu ihrem Mann rüber, der die ganze Zeit still neben ihr gesessen hat und jetzt zustimmend nickt.
»Das ist mein Ehemann.«, stellt sie den attraktiven Mann mit der Wollmütze vor, über die quer das Wort »Bromo« gestickt ist. »Wir wollen bald Kinder haben.«
So viel Offenheit habe ich nicht erwartet.
»Wie lange seit ihr verheiratet?«, versuche ich in den Themenwechsel mit einzusteigen.
»3 Jahre. Wir haben noch keine Kinder, weil wir erst Geld sparen müssen.«
»Sind Kinder teuer?«, frage ich.
»Das ist nicht das Problem. Wir brauchen das Geld für die Schwangerschaft.«
»Warum?«, wunder ich mich, »Habt ihr keine Krankenversicherung?«
»Doch. Mein Mann ist Ingenieur und ich bin Englischlehrerin …« Jetzt wird mir klar, warum sie gut Englisch spricht.
»Wir haben beide Krankenversicherungen. Aber diese decken nicht die Schwangerschaftsbehandlungen ab. Und die sind teuer. Es wird noch eins bis zwei Jahre dauern, bis wir das Geld zusammen haben.«
Die beiden schauen sich flüchtig an und ich weiß nicht was ich darauf erwidern soll.
»Schau«, ruft sie in die Stille rein, »Die Sonne geht auf.«

 

 

 

Dashain

Das höchste Fest der Hindus in Nepal

Von der Wertigkeit ist das Fest zu vergleichen mit unserem Weihnachten. Es geht um die Familie, Geschenke und ums Essen.

Das Fest geht zwei Wochen und viele nehmen sich diese Zeit frei. Das ist die Zeit, in der Familienmitglieder aus dem Ausland zurück in die Heimat fliegen oder die lange Reise mit den Überlandbussen auf sich nehmen, um ihre Verwandten in den Dörfern zu besuchen.
Für Touristen ist es, schwieriger einen nationalen Flug zu bekommen, Restaurants sind weniger besetzt und in den Hotels kann es sein, dass der Mülleimer nicht jeden Tag ausgeleert wird.

Nepal kommt zur Ruhe und wird langsamer.

Die Familien verbringen eine Woche zusammen. Aber alles läuft auf den wichtigsten Tag hinaus.
Einen Tag zuvor wird eine Ziege geschlachtet. Das passiert ohne Zeremonie, im Garten vom eigenen Haus. Neben dran spielen Kinder, eine Kuh läuft vorbei und die Mutter hängt die Wäsche auf.


Einen Tag später ist das große Fest. Jeder zieht sein bestes Gewand an. Die Frauen im schicken Sari und die Männer mit den nepalesischen Hüten. Ein Guru kommt und segnet das Haus und die Familie mit einer Puja. Danach isst die Familie zusammen und es werden Erinnerungsbilder gemacht.
Schon die Tage zuvor haben alle Nepalesen den Tika auf der Stirn. Ein Gemisch aus Steinpulver, Joghurt, rotem Pulver und Reis. Er ist Zeichen für die Segnung, die sie Zuhause oder im Tempel bekommen haben. Aber am höchsten Tag, kommt niemand mehr drum herum. Auch ist es Tradition Maiskolbenstängel ins Haar zu stecken. Das bringt Glück.

Was wird gefeiert?

Beim Dashain handelt es sich um das längste und größte Fest im nepalesischen Kalender. Hindus in ganz Nepal, teilen von Indien, Buthan und Myanmar feiern die Göttin Durga und ihre Manifestationen. Das Fest fällt auf den Vollmond, des nepalesischen Kalendermonats Purnima, der mit unserem September oder Oktober übereinstimmt.
Oft wird dieses Fest kritisiert, weil für die Göttin frisches Blut benötigt wird. Die Tiere werden von den Hausherren selbst geschlachtet und es kann nicht immer garantiert werden, dass die Tiere einen schnellen Tod finden.

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Wenn die Sonne an Weihnachten untergeht

 

Burmesische Raststätten

Toiletten in Myanmar

Normalerweise findet man die »normalen« asiatischen Toiletten in Myanmar auf – ein Loch im Boden, über das man sich hocken muss, um zu treffen.
Aber die burmesischen Raststätten, die mit den Überlandbussen angefahren werden, sind jedes Mal ein Lottospiel. Was wird mich hinter der Toilettentür erwarten?

Hier eine Geschichte von einem Amerikaner, den ich auf meiner Reise getroffen habe:

Du benutzt zu viel Klopapier!!!!

Der Bus hielt und die Lichter gingen an. Seit Stunden waren sie auf der holprigen Straße unterwegs gewesen. Aber die Popmusik aus den USA mit dem burmesischen Gesangstext hinderte Thomas beim Einschlafen. Er schaute auf die Uhr – 1 Uhr morgens. Sie würden noch 5 Stunden unterwegs sein.
Sein Magen machte sich bemerkbar. Das Gegrummel lies auf nichts gutes schließen. Er fragte sich, was er falsches gegessen haben musste, denn seit der Dämmerung drückte es im Bauch.
Der Fahrer machte hecktische Bewegungen. »Alle Man raus«, hieß das. Der Bus würde für eine halbe Stunde halten und in der Zwischenzeit abgesperrt werden. Wer jetzt nicht raus geht, müsste im stickigen Bus zurückbleiben, weil die Klimaanlage ohne Motor nicht läuft. Keine Option für Thomas. Vor allem, weil er auf Toilette musste.
Er folgte den Schildern zum Örtchen. Das einzige Zeichen, dass er sich in der fremden Schrift merken konnte.

Er trat durch die Tür und erblickte einen einzigen großen Raum mit einer Rinnen an jeder Seite.

Keine Kabinen! Keine Privatsphäre!

Nebeneinander Pinkeln war die eine Sache. Aber nebeneinander das große Geschäft verrichten …?
Thomas blieb keine andere Wahl. Er musste zu dringend und 5 Stunden würde er es nicht mehr durchhalten können.
10 Augenpaare folgten dem einzigen Weißen bis zur hinteresten Stelle der rechten Rinne. Pinkeln ging nur im Stehen, weil der Winkel beim Hinhocken für Thomas zu ungewohnt war. Er hätte sich die ganze Hose eingesaut. Er spürte die fragenden Blicke im Rücken. »Warum setzt sich der Weiße nicht hin?«
Dann endlich hockte sich Thomas hin. Eine große Überwindung, den unter ihm war die ganze Rinne voll mit den Überresten seiner Vorgänger. Normalerweise wird all paar Minuten Wasser durch die Rinne gegossen, aber die automaische Anlage musste ausgefallen sein. Es stank.
Der nächste Asiate saß nichtmal eine Armlänge von Thomas entfernt. Aber selbst wenn mehr Raum zwischen ihnen gewesen wäre, starrten ihn immer noch alle neugierig an. Nicht die angenehmste Situation Durchfall zu haben.
Thomas schloss die Augen und ließ das unvermeidliche laufen. In so einem Fall, hilft es nur, die anderen auszublenden und sich auf sich selbst zu konzentrieren.

Klopapier

Thomas hatte Klopapier in der Tasche. Das dünne, weiche Papier hatte er vorgestern im Supermarkt in Yangon gekauft. In den Hotels gab es Papier, aber unterwegs nicht. Lange würde es nicht halten, denn es war viel zu dünn. Er verbrauchte die halbe Rolle. Blicke wurden zwischen den Burmesen getauscht. Von ihnen hatte nur einer 3 Blatt Papier Klopapier benutzt. Den anderen reichte der Wassereimer an er Seite. Viel zu wenig, in Thomas Augen, um sich danach sauber zu fühlen.
Schnell zog Thomas seine Hose hoch. Er hatte genug aufsehen erregt. Zurück blieb ein großer Haufen Toilettenpapier im hinteren Teil der rechten Rinne.

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Ein Ballon für mich

Eine burmesische Hochzeit

Die ganze Nacht konnte ich kein Auge zu machen. Auch als die Sonne aufging, schallte immer noch die Musik aus übersteuerten Lautsprechern, durch das kleine Dorf am Meer. Ab 100 Dezibel soll jedes Lied gut sein, aber in dieser besagten Nacht war der Beweis erbracht, dass diese Faustregel nicht für jede Musik gilt. Vor allem dann nicht, wenn betrunkene Burmesen Karaoke singen.
Den ganze Abend wurde gefeiert und am Morgen ging es weiter.
Meine Neugierde war geweckt. Ich musste nachschauen, was das war. Denn es gibt eine zweite Regel: Bevor die Party dich stört, sei Teil der Party!

Die Partygesellschaft fand ich schnell.

Einfach der Musik folgen.
Kaum wurde ich gesichtet, wurde ich auch schon von den Dorfbewohnern heran gewunken und in ein kleines Haus geschoben. Nicht alle Gäste hatten in dem Haus platz, trotzdem wurde ich in die kleine Hütte geschoben und befand mich in einer schick gekleideten Gesellschaft wieder – eine Hochzeit. Und so wie es aussah, saß ich genau neben dem Brautpaar, mitten in der Vermählungszeremonie.

Hups.

Der Dorfälteste war gerade dabei mit einem Mikrofon die Geldbeträge zu nennen, die jede Familie an das Hochzeitspaar geschenkt hatte. Und die Damen neben ihm schrieb alles säuberlich auf. Wer hat wieviel gegeben?
Die Zeremonie ging nicht so lange wie die Party zuvor. Innerhalb einer halben Stunde (von 11:30 bis 12:00 Uhr) waren die beiden verheiratet und die Musik verstummte. Ganz plötzlich. Alle gingen nach Hause. Die Party war zu Ende. Eben noch sprach der Dorfälteste, ich bekam das Zeichen, das die beiden jetzt verheiratet sind und alle Frauen stürzten sich auf die Dekoration. Jede wollte eine Girlande oder Luftballon ergattern. Auch ich bekam mehrere Girlanden umgehängt und die Braut steckte mir einen Ballon zu. Was das bedeutet, weiß ich nicht, aber praktisch ist es allemal. Erstes, weil schnell ab dekoriert war und zweites, weil man noch ein Andenken mit nach Hause nehmen konnte.

Was steckt dahinter

Später erfuhr ich, von meinem Hotelbesitzer, dass im November mehr Hochzeiten geschlossen werden als sonst. Es ist nach der Regenzeit und die Bedingungen (welche auch immer das sein sollen – Wetter – Sterne) sind optimal.
Oft kommt es vor, dass sogar zwei oder drei Hochzeiten an einem Tag laufen und man von mehren Seiten mit der Musik beschallt wird. Es ist Tradition die Party vor der Zeremonie zu feiern. Aber in manchen Regionalen passen sich die Burmesen an den Westen an und sie setzen die Feier nach der Zeremonie an.
Und dann sagte er noch etwas, was ich nicht nachvollziehen kann, aber so wiedergebe, wie ich es verstanden habe. Denn in anderen Kulturen erscheint einem nicht alles logisch und manchmal muss man Dinge so hinnehmen, ohne sie zu verstehen.
Ich habe ihn gefragt, ob es sich um Liebeshochzeiten handelt oder sie arrangiert sind.

Die Antwort

Die Antwort passt nicht 100% dazu, aber zeigt trotzdem einen interessanten Aspekt.
→ Immer öfters verlieben sich Paare und beginnen eine Beziehung. Wenn 7 Nachbarn davon mitbekommen, müssen die beiden Heiraten. Vor allem, wenn eine Hochzeit im September oder Oktober stattfindet, wissen alle im Dorf, dass das Paar unerlaubt ein Beziehung angefangen hat. Denn in diesen Monaten heiratet der traditionelle Burmese nicht.

 

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Welttoilettentag

Ohne Toilettenzugang

Vergangenen Montag, am 19. November war Welttoilettentag.
Viele von euch werden sich, in wahren Sinne des Wortes, fragen »Was soll der Sch…?«. Muß es für alles und jeden einen speziellen Tag geben?

Ich muss zugeben, ich habe auch nie verstanden, warum es den Tag der Jogginghose gibt. Aber der Welttoilettentag macht in meinen Augen Sinn.

4,5 Milliarden ohne

Für uns aus Industriestaaten ist der Zugang zu sicheren Toiletten selbstverständlich. Aber für 4,5 Milliarden Menschen auf der Welt nicht. Davon verrichten geschätzt 893 Millionen öffentlich ihr Geschäft und die andern gehen in unhygienische, defekte, schwer zugängliche und öffentliche Einrichtungen.*

Ich habe eine Zeitlang in Süddindien gelebt und dort haben geschätzt ⅓ der Dorfbewohner keine Toilette gehabt. Sie gingen am Morgen und in der Abenddämmerung aufs Feld oder hinters Haus.

In Kamerun an der Grenze zu Nigeria, war ich an einem kleinen Dorf am Meer. Die Hütten bestanden aus Wellblech und ein paar Bretter und dort lebten Familien, die vom Schmuggel zwischen den beiden Ländern lebten. Kein idyllischer Ort, an dem man sich gerne unter die Palmen legt und den Sonnenuntergang genießt. Dort passiert jeden Morgen zum Sonnenaufgang und abends zur Dämmerung ein Ereignis, das für jeden Westler befremdlich ist. Alle Dorfbewohner wachen etwa zur gleichen Zeit auf, wenn die Sonne über den Horizont lugt. Das komplette Dorf stapft bis zur Hüfte in die Brandung des Meeres und verrichtet ihr Geschäft. Das Gleiche passiert im Schutz der Dämmerung erneut.

Umweltprobleme

Ausscheidungen gelangen in die Umwelt. Flüsse werden verschmutzt, die Menschen und Tiere als Trinkwasser nutzen. Krankheiten werden verbreitet. Und ich möchte mir nicht vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn ich jeden Tag aufs Feld hinter meinem Haus gehen müsste und jeder zuschauen kann.

* Quelle: Newsletter von Ingenieure ohne Grenzen – https://ingenieure-ohne-grenzen.org/de/presse/kampangen/welttoilettentag-2018-wenn-die-natur-ruft

 

Toiletten in der Welt

Toiletten in Südchina

 

Distanzen schätzen

Wahrnehmungen

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung in verschiedenen Kulturen unterscheiden.
Wie antwortet ihr auf die Frage »Wie weit ist es bis Köln?« oder »Wann fängt der Kinofilm an?«
Genau. Man bekommt (meistens) eine klare Aussage, wie »etwa 12km« oder »um 20:30 Uhr«
Aber nicht so in Nepal!

Distanzen

Wir waren beim Trekken um den Annapurna. Diese Tour dauert mehrere Tage und es geht immer weiter hinauf bis zum Pass Thorung La Pass auf 5200m üNN. Nach einer Weile unterhält man sich darüber wie lange wohl die gesamte Strecke betrifft. Denn es wird immer nur in Höhenmetern gesprochen, aber nicht in Distanzen. Von Guide bekamen wir nur eine Zeitangabe wie, »Heute laufen wir etwa 6 Stunden. Vielleicht aber auch mehr.« – Gut, darauf kann man sich einstellen. Während dem Gehen verliert man eh das Gefühl für die Zeit.
Aber die Frage wie lange die gesamte Strecke ist, kommt doch immer wieder auf.
Am fünften Tag sagte mir meine App, dass wir bereits 70 km unterwegs waren. Ich fragte den Guide wie lange die gesamte Strecke bis zum Pass ist. Verwirrte Gesichter. Ein kurzes Gespräch auf nepalesisch zwischen zwei Guides und ich bekam die Antwort, »60km«
??
»Aber wir sind schon 70km gelaufen. Dann kann die ganze Strecke nicht 60km lang sein.«
Wieder lange Gesichter. Und ich bekam die Antwort, »Dann ist es wohl länger.«

Was zeigt uns dieses kurze Gespräch? Können die Nepalesen keine Strecken messen?
Nein.
Es ist für sie nicht wichtig.
Wir messen unsere Strecken in km und sie eben in Zeit. Und die Zeit ist nicht so festgelegt und genau, denn man läuft einfach und kommt irgendwann an.

Zeitangaben

Jetzt haben wir eben gelernt, dass in Nepal die Zeit wichtiger ist als die Distanz. Aber auch die Zeit ist nicht so fix und genau wie bei uns.
Tourist in einer Herberge, »Funktioniert das Internet?«
Herbergenbesitzer, »Vielleicht, nach später« (»Maybe After later«)

Keine Aussage, mit der ein eingefleischter Deutscher etwas anfangen kann.

Begründungen

Aber auch Gründe, warum etwas gemacht wird oder etwas ist, sind nicht so eindeutig, wie wir es gewöhnt sind.
Auf jede Frage, warum im Buddhismus etwas so gemacht wird, wie es ist, gab es die Antwort, »Für Glück.«

Oder auf die Frage, »Haben sie Käse?«, kam die Antwort der Köchin, »Nein, wir haben keine Kühe, nur Berge.«

 

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