Sauberes Trinkwasser
Der Jeep schneidet durch die Staubwolke, als eine Windböe über die Ebene weht und die rotbraunen Körnchen auf dem Feldweg aufwirbelt. Übernachtet haben wir in Nyahururu, dem einzigen Ort in der Gegend wo es ein kleines Hotel gibt.
Erleichtert steige ich aus dem Jeep aus, als wir vor einen kleinen überschaubaren Hof anhalten. In den letzten 1 ½ Stunden schwankten wir zwischen den beiden Optionen mit geschlossenen Fenstern der stickigen Hitze ausgesetzt zu sein oder bei offenen Fenster frischen Staub zu atmen. Mit einem Tuch wische ich mir den feinen roten Dreck von Gesicht und Hände.
Martin ist schon vor gelaufen und begrüßt die 5-köpfige Familie, die aus dem Haus gestürmt kommt. In der Hand der Mutter eine Kanne und 4 Becher. Sofort gießt sie für jeden von uns einen Becher ein und reicht mir den Ersten. Verdutzt starre ich auf die schwappende Brühe in meiner Hand.
„Ist das Tee oder Trinkwasser?“
Sofort kommt Manu, unser kenianische Begleiter, und schiebt meinen Becher zurück zu der verwunderten Frau. Den kurzen Austausch auf Suaheli verstehe ich nicht, aber schon bald wendet er sich zu uns, „Das ist das Wasser, was die Familie trinkt. Das ist nicht gut für euch. Davon werdet ihr krank.“
Martin läuft zurück zum Jeep und öffnet den Kofferraum. Vier leere Plastikflaschen fallen hinaus. Er hebt sie auf und wirft sie zurück auf den Stapel im Auto, der sich in der letzten Woche angesammelt hat. Jeden Tag 3 Liter Flaschenwasser für jeden von uns, das wir in Nyahururu einkaufen und mit auf unsere Exkursionen nehmen. Er greift zu einer vollen Flasche und drückt sie mir in die Hand.
Wo bekommt die Familie ihr Wasser her?
Meine Neugierde ist angefacht. Wenn das eben in meiner Hand Trinkwasser für die Familie sein sollte, will ich wissen, wo es herkommt. Mit einem Vorwand löse ich mich von der Gruppe und folge den Kindern zu einem Tümpel in einer Senke. Das Wasser ist voller Algen und eine angebundene Kuh steht mit den Vorderhufen im Wasser. Mit alten Plastikkanistern schöpfen die Töchter die Brühe auf und tragen sie den Hügel hoch zum Haus, wo eine verrostete Regentonne steht. Mit diesem Wasser wird alles gemacht: Wäsche waschen, Tiere tränken, das Haus putzen, Pflanzen bewässern, kochen und eben auch trinken.
Wenn die Gesundheit drunter leidet
Manu tritt neben mich und beantwortet meine Frage, die mir ins Gesicht geschrieben ist, „Wie du siehst ist das Wasser nicht sauber. Aber besseres haben sie nicht. Sie müssten teures Wasser in der Stadt kaufen, was sie nicht bezahlen können. Deswegen gehen sie zum Tümpel. Sie wissen nicht, dass es ihnen schadet. Den Dauerdurchfall und die braunen Stellen auf den Zähnen nehmen sie hin, weil sie keine andere Möglichkeit haben.“
Gebiet Laikipia in Kenia
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