Wenn die Sonne an Weihnachten untergeht

Weihnachten in Peru

Zuerst habe ich mit einem Weihnachten gerechnet wie bei mir zu Hause: Der Tag läuft ganz gemütlich ab! Man macht die letzten Besorgungen, packt das Geschenk für Oma ein, isst mit seiner Familie, geht in die Kirche und dann gibt es die Bescherung. So beschaulich lief auch in Tarapoto der Tag ab – bis die Sonne unter ging.

Als sich der Tag dem Ende zuneigte, dachte ich, ich würde den Abend damit verbringen in meinem Hotelzimmer fernzusehen und früh schlafen zu gehen, wenn die Straßen ruhiger werden und die Peruaner mit ihren Familien zu Hause in bekanntem Kreis feiern. Doch die Straße vor meinem Hotel wurde nicht ruhig, sondern immer geschäftiger und von irgendwo töte Musik. Neugierde packte mich mich und magisch zog es mich aus dem Hotel auf die Straße.

Die Stadt pulsierte

Ich folgte den Menschen und der Musik die Straße hinab zum zentralen Platz de Armas. Dort waren keine besinnlichen Kerzen aufgestellt oder kleine Gruppen, die nach dem Gottesdienst einen Glühwein tranken, sondern im Zentrum des Platzes thronte ein riesiger Weihnachtsbaum aus Plastik, umrahmt von Buden und blinkenden Lichtern und tausende Familien, die sich dort versammelt hatten.

Motorräder mit Anhänger, die mittags noch als Taxi beschäftigt waren, waren nun als Santa Claus´ Renntierwagen mit bunten Lichtern, geschmückt.  Gleich in drei Versionen fuhr sie an mir vorbei und starteten eine weitere Tour um den Platz mit ihren Passagieren, die in einer langen Schlage auf ihre Runde warteten. Auch beim Kinderschminken gab es eine lange Schlange und um die Ballonkünstler bildete sich eine dreireihige Traube. Musik erklang und eine Frau in rotem Glitzerkostüm und Lametta im Haar grölte Kinderweihnachtslieder in eine übersteuerte Anlage und ihre 4 verkleideten Weihnachtswichtel tanzen und hüpfen, sodass die Bühne einzustürzen drohte.

Motorräder als Rentierwagen verkleidet

Ab 22 Uhr wird es wieder ruhig auf dem Platz, weil die Familien nach Hause gehen, um gemeinsam zu essen. Auch ich musste den Weihnachtsabend nicht alleine verbringen. Da ich der einzige Gast im Hotel war, wurde ich von der Familie, der das Hotel gehört, eingeladen mit ihnen zu essen. Freunde, Familie (der Sohn extra aus Lima angereist) und ein selbstgemachtes Buffet.

Um Mitternacht schlagen Kinderherzen höher, wenn es endlich Geschenke gibt und ein Feuerwerk die Stadt erhellt, als wäre es Silvester. Noch lange gehen die Feiern und die Diskos füllen sich mit den jungen Leuten.

Feiern bis in die Morgenstunden

Erst am nächsten Tag ist die Party vorbei, wenn alle Familien den freien Tag nutzen und einen Ausflug an den Fluss machen, um die Stadt leer zurück zu lassen.

 

In der Stadt Tarapoto im Norden von Peru

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Fortbewegungsmittel im Amazonas-Dschungel

Wie bewegt man sich am besten durch den Dschungel, wenn es keine Straßen gibt? Also sagen wir, es gibt eine Straße. Aber die führt nur bis zu dem Dorf mit den 5000 Einwohnern und dann hört sie auf. Das heißt, die Dörfer, die dahinter liegen erreicht man im Amazonas nur zu Fuß oder über den Fluss.

Ich habe beide Varianten ausprobiert und die eine ist so Anstrengend wie die andere Abenteuerlich ist.

Reisen zu Fuß

Auf meinem Weg von Chazuta zu einem Wasserfall im tiefen Dschungel bin ich einem Bauernpärchen begegnet. Jedes Wochenende laufen sie in die Stadt, um dort ihren angebauten Kakao und Bananen zu verkaufen. Nur dort haben sie auch die Möglichkeit ein paar Extras für sich einzukaufen oder zu telefonieren, weil nur dort ein Funkmast steht. Auf jeden Fall dauert ihr Weg etwa 2,5 Stunden bergauf und bergab über einen immer schmaler werdenden Weg bis zu ihrer versteckten Farm zwischen dem Dschungel und ihren Kakao- und Bananenbäumen. Für das letzte Stück haben sie eine Machete dabei, falls der Weg zugewachsen ist. Stolz stand der Bauer vor mir, als er mir den Ort zeigte, wo bald eine Straße entstehen soll. Direkt durch sein Land hindurch an seinem Haus vorbei, „Bald können wir mit dem Auto den Kakao in die Stadt bringen.“

Reisen auf dem Fluss

Die Reise über den Fluss lief folgendermaßen ab: Ich ging zum Ufer von Chazuta (was dort als Hafen bezeichnet wird) und quatsche jede Person an, ob sie vielleicht zum nächsten Dorf fährt. Die meisten winken ab, einer vertröstet mich auf später und der nächste versteht mich nicht. Also setzte ich mich in den Sand und warte. Etwa eine halbe Stunde später kommt ein Mann auf mich zu und meint, er fährt dort hin wo ich hin möchte. Ich steige in das schmale Holzboot mit 10 anderen Leuten, zahle ihm umgerechnet 90 Cent und wir fahren eine Stunde Flussabwärts bis eine freie Stelle im Dickicht auf ein Dorf schließen lässt.
Für den Rückweg stelle ich mich wieder ans Ufer und warte 1 – 2 Stunden bis ein Boot vorbei kommt und mich für den gleichen Preis, aber für die doppelte Zeit (weil wir jetzt gegen den Strom fahren müssen), nach Chazuta zurück bringt.

Fazit

Alle Wege dauern hier etwas länger. Mal schnell von einem Dorf zum anderen geht nur, wenn man selbst ein Boot hat oder die Straße direkt vor der Haustür liegt. Kein Wunder warum hier die Zeit langsamer läuft. Man weiß eben nicht wann man irgendwo ist, weil vielleicht ein Baum den Weg versperrt oder kein Boot kommt.

 

 

In der Nähe von dem Dorf Chazuta im peruanischen Amazonas

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Mehr über Chazuta und seine Umgebung

Ein Hu geht durch das Dorf

Ein Hu geht durch das Dorf

Träge schaute Mayumi von ihrem Schaukelstuhl auf  und ließ den Blick über den leergefegten Platz bis hin zu den Baumwipfeln des Dschungels gleiten, der das Dorf mit seinen kleinen zusammengenagelten Holzhütten abgrenzte, als ein Windhauch die Schwüle der Mittagshitze linderte. Die Wäsche hatte Mayumi bereits am Morgen erlegt. Später würde sie noch die Kakaobohnen, die auf einem Tuch in der Sonne trockneten, mit dem neuen Rechen aus Chazuta wenden. Doch bis dahin war noch Zeit und müde fielen ihr die Augen zu, als sie über den Kopf ihrer Tochter, die auf ihrem Schoß eingeschlafen war, streichelte. In der Ferne vernahm sie, wie ein knatternder Motor unten am Fluss erstarb. Kein ungewöhnliches Geräusch an einem Ort, der nur mit dem Boot zu erreichen ist. Doch der Ruf eines Mannes ließ ihre Tochter aufschrecken. „Huuu“, wiederholte sich der Ruf, der etwas lauter wurde. Es gab kein Halten mehr. Auch Mayumi war plötzlich hellwach und rannte, so schnell es ihre Schlappen zuließen, hinter ihrer Tochter her, die Böschung zum Fluss hinunter. Der Mann hatte aufgehört „huuu“ zu rufen, denn auch andere Leute aus dem Dorf waren seinem Ruf gefolgt und scharrten sich um ihn.

Der erste Kontakt, wenn man niemanden kennt

Am Fluss Huallaga braucht man nicht für alles einen Termin oder Plan oder Wegbeschreibung. Es reicht, wenn man mit einem Boot ankommt und mit dem „Huu“-Ruf den Bewohnern mitteilt, dass man Hilfe braucht. Zum Beispiel wenn man das erste Mal in ein Dorf kommt und den Bürgermeister nicht kennt. Dann bringen einen die Leute, die angelaufen sind, zu ihm.

Ich bin mit einer Freundin in ein Dorf gefahren, weil wir gehört hatten, dass man dort reiten kann. Die Böschung hoch, ungefähr die Richtung zum Dorfplatz eingeschlagen und immer wieder „Huu“ gerufen. Nach wenigen Minuten waren 4 Dorfbewohner da, die die Köpfe zusammen steckten, als sie unsere Frage hörten. Dann wird genickt und aus eines der Gärten hinter den Holzhäusern ein Pferd aufgetrieben. Wir waren die Attraktion für die nächste Stunde, als wir auf dem armen Tier thronten. Nach dem Reiten noch ein Ausflug zum Schwimmtümpel und eine Eskorte zurück zum Fluss, wo wir nach dem nächsten „Huuu“ ein Boot für die Rückfahrt bekommen haben.

In der Nähe von Chazuta in Peru

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