Christchurch

Neuseeländische Freundlichkeit

Neuseeland ist bekannt für seine freundlichen Menschen. Schon wenn man in einen Linienbus einsteigt, merkt man, dass die Fahrgäste mehr miteinander kommunizieren als ins Deutschland. Als ich das letzte Mal Bus gefahren bin, war Schichtwechsel und eine neue Fahrerin übernahm unseren Bus. Sie kam rein und grüßte erstmal alle Fahrgäste. Und die Fahrgäste grüßten zurück. An jeder Haltestelle stiegen Leute aus und sie bedankten sich bei der Busfahrerin.
Oder stell dir einen Wanderweg oder eine Supermarktkasse vor. In Deutschland reicht ein einfach »Hallo«. Neuseeländer stellen die ganze Frage, »Wie gehts?«. Am Anfang war ich etwas verwirrt.
Wie geht man mit so viel Offenheit um?
Antwortet man auf »Wie gehts?« mit »Gut«, lächelt man nur oder fragt das gleiche zurück?
Muss ich mich bei der Busfahrerin auch bedanken?
Ich habe für mich einen Mittelweg gefunden. Das heißt, ich kopiere die Locals und verdeutsche die Reaktion ein wenig. Also ich lächel, wenn mich jemand fragt, wie es mir geht. Mehr, würde sich für mich nicht natürlich anfühlen.

Katastrophen in Christchurch

Aber die Neuseelander sind nicht nur freundlich, sie sind auch für einander da.
Christchurch war vor wenigen Wochen noch weitgehend unbekannt in Europa. Nur wer sich an Nachrichten aus 2011 erinnert, hat vielleicht von der Stadt Christchurch schon mal gehört. Doch leider, ist diese Stadt am 15 März 2019 wieder auf der Bildfläche der internationalen Medien aufgetaucht, als ein Terrorist in einer Moschee 50 Menschen erschoss.
Die ganze Stadt ist noch gebeutelt von den Erbeben, die im Februar 2011 die komplette Innenstadt zerstörte. Selbst 8 Jahre später ist die ganze Stadt eine Baustelle und viele Flächen sind unbebaut. Fassaden von historischen Gebäuden werden mit Stützen gehalten und Bauzäune verhindern, dass Passanten zu nahe kommen. Weiße Stühle stehen an der Stelle, an der die meisten Menschen gestorben sind.

Wie helfen sich die Menschen

Die letzten 8 Jahre schweißte die Menschen in Christchurch zusammen. Nachdem so viele Menschen ihre Häuser verloren hatten und sich alles wieder aufbauen mussten, wissen sie was Leid bedeutet.
Ich traf einen Mann, der seine Buchhandlung bei dem Erdbeben verloren hat und nun beim Aufbau seiner Stadt hilft, weil er für den Bau umgeschult hat.
Und nach der Schießerei in der Moschee war eine große Anteilnahme da. Innerhalb kürzester Zeit boten die Neuseeländer ihr Zuhause an für Familien der Opfer, die aus dem Ausland zu den Beerdigungen kamen. Es wurde Geld gespendet, Blumen zum Gedenken niedergelegt und tausende nahmen an der Mahnwache eine Woche nach dem Attentat teil.

    

Die Neuseelände sind für einander da.

Das kann vielleicht daran liegen, dass nur 5 Millionen Menschen in diesem Land leben oder das sie mit ihren Inseln so isoliert von der Rest de Welt sind. Aber sie haben einen besonderen Umgang mit einander.

 

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Wenn die Erde bebt

Erdbeben in Peru

Ein grünes S in den öffentlichen Gebäuden und eine Verkehrsschranke an der Straße runter zum Meer, sind das erste was mir auffällt, als ich in Lima unterwegs bin. Unter dem S steht „Sicherheitszone im Fall eines Erdbebens“. Und auf den Schranken: „Geschlossen im Fall eines Tsunamis“.

Sofort werde ich neugierig und greife mir den nächsten Peruaner, der mir über den Weg läuft. Für was sind die Schilder? Gibt es viele Erdbeben in Peru? Wie schützen sich die Leute?

In ruhigen Ton und mit einer Selbstverständlichkeit erklärt er mir, was für ihn Alltag ist:

Erdbeben sind in Peru allgegenwärtig. Jeden Monat ist mit einem zu rechnen. Nicht jedes ist so schlimm wie das letzte Große von 2007 wo über 500 Menschen starben, aber die Gefahr gehört zu Alltag.

Deswegen lernen schon die Kinder in der Schule was zu tun ist bei einem Erdbeben:

  1. Als erstes die Tür aufreißen, damit sie nicht verkeilt und der Rettungsweg später frei ist.
  2. Wenn der Weg zur Flucht nach draußen zu weit ist, neben eine stabile Wand kauern (am besten dort wo ein S die Stelle markiert). Umfallende Bauteile können durch die Wand aufgehalten werden und bilden einen Hohlraum, in dem man überleben kann.
  3. Ein Sicherheitsrucksack sollte in der Wohnung und am Arbeitsplatz aufbewahrt werden. Gefüllt mit überlebenswichtigen Dingen, falls man im Gebäude eingeschlossen ist.
  4. Wenn man es vorher noch raus schafft, sind Versammlungsbereiche markiert. Dort ist man sicher vor herabfallenden Teilen.
  5. Einmal im Jahr finden Sicherheitsübungen in den Gemeinden und Städten statt, damit jeder für den Ernstfall vorbereitet ist.
  6. Auch die Küsten werden gesperrt, falls nach dem Erdbeben das Risiko eines Tsunamis besteht. Ganz eindeutig ist zu sehen, dass die Schranken bei einer Tsunamiwarnung schließen, damit niemand in den Gefahrenbereich fahren kann.

Erdbeben in der Historie

Aber wieso betreiben die Peruaner so viel Aufwand? Ich hatte noch nie eine Erdbebenübung in der Schule!

Wenn man sich die Geschichte des Landes anschaut und die Erdbebenhäufigkeit mit unserer vergleicht, erkennt man schnell wo der kleine Unterschied liegt:

Fast jedes Jahr werden mehrere Erbeben gemessen, die Magnitude größer als 4,5 haben. Oft kommen die Erdbeben im Süden von Peru vor und auch oft in Gegenden wo keine Bebauung ist und Menschen leben. Dann kann es sich um ein starkes Erdbeben handeln, aber es kommen keine Personen zu schaden. Schlimm wird es nur, wenn es sich in bebauten Gegenden abspielt und in Küstennähe, denn dann kommt zu dem Beben noch die Tsunamigefahr hinzu.

Hier einige Beispiele aus den letzten Jahren:

August 2007: Stärke 8,0 in der Nähe von Lima mit Tsunamirisiko und -warnung

August 2014: Stärke 6,9 in Südperu ohne Tsunamirisiko

Januar 2018: Stärke 7,1 in Südperu mit Tsunamirisiko und –warnung

 

Liste der Erdbeben seit 1950 in Peru: https://www.laenderdaten.info/Amerika/Peru/erdbeben.php

 

Geologie von Peru

Die Anden verraten schon, dass besondere geologische Bedingungen in Peru herrschen. Denn die Anden sind entstanden, weil sich die Nazca-Platte unter die südamerikanische Kontinentalplatte schiebt (Subduktionszone). Das passiert im Zentimeterbereich pro Jahr, so dass wir es nicht mit bekommen. Die Erdbeben entstehen dann, wenn sich die Platten in einander verhakt haben und durch einen Ruck die Spannungen entladen.

Mehr zu Plattenverschiebung der Erde: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel/klimasystem/geosphaeren/lithosphaere

 

Wie ist es in Deutschland?

Erdbeben in Deutschland kann ich mich nur an eins erinnern: Im Frühling 1992.

Mitten in der Nacht sind wir wach geworden, weil das Haus kräftig am schwanken war. Die Gläser klirrten, aber es viel nichts um oder zerbrach. Das Beben ging nicht lange – wir hatten nicht einmal Zeit die Frage „Was ist das?“ mit einem „Das ist ein Erdbeben!“, sondern nur mit „Das war ein Erdbeben!“ zu beantworten.

Wenn ich mir die Liste mit Erdbeben anschaue, die in Deutschland registriert wurden, sehe ich, dass Mal im Jahr 3 bis 4 anfallen, aber dann auch wieder 4 Jahre nichts. Seit 1911 kein Erdbeben über der Magnitude 6,0. Ich kann mich nur an das eine Erdbeben erinnern mit der Stärke 5,9.

Das liegt daran, dass Deutschland nicht in der Nähe von einer Subduktionszone liegt. Von Italien hört man immer wieder etwas in den Nachrichten, weil dort die afrikanische Platte unter die Eurasische Platte driftet.

Anhand der Erdbebenvorkommnisse aus der Vergangenheit werden Erdbebenzonen in Deutschland ermittelt, die zum Beispiel wichtig sind, wenn die Statik eines Gebäudes berechnet wird. Umso höher die Einstufung in der Erdbebenzone, umso mehr konstruktive Maßnahmen müssen ergriffen werden, um das Bauwerk im Falle eines Erdbebens nicht zum Einstürzen zu bringen. Wenn man sich die Erdbebenzonen für Deutschland ansieht, erkennt man, dass wir im größten Teil keine Erdbeben zu berücksichtigen haben. Das heißt jetzt nicht, dass die Gebäude einstürzen würden, falls ein Erdbeben kommt. Aber daran sieht man, dass in Deutschland nur in einigen Gebieten Erdbeben vorkommen und das mit einer geringen Stärke, so dass Gebäude nicht einstürzen werden.

Mehr zu Erdbeben in Deutschland: https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebenzone

 

In ganz Peru

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