1 Kind Politik
China war seit Anfang der 80iger Jahre bekannt für seine 1 Kind Politik. Ein notwendiger Schritt, in den Augen der Politiker, denn die Bevölkerungswachstumsrate stieg von Jahr zu Jahr , bis es über 1,3 Milliarden Chinesen auf der Welt gab. Wo sollen die Lebensmittel her kommen? Der Wohnraum? Oder andere Ressourcen?
Über die Jahrzehnte hinweg war es Familien nur erlaubt ein Kind zu haben (Für einige Familien gab es Ausnahmen). Wer ein Zweites bekam musste eine hohe Strafe zahlen. Auf Wänden wurde mit Sprüchen geworben, dass nur eine Familie mit einem Kind glücklich ist.
Probleme aus der 1 Kind Politik
Doch diese Einschränkungen verursachten unerwartete Probleme.
Vor allem die chinesische Gesellschaft auf dem Land war darauf angewiesen einen Sohn zu haben. Der Sohn kann auf dem Feld helfen, die Eltern im Alter versorgen und bringt mit der Hochzeit eine Tochter ins Haus. Wenn jede Familie nur ein Kind haben darf, hoffen alle Eltern auf einen Sohn. Es war nicht selten, dass Eltern alles dafür taten, um einen Sohn zu bekommen. Aber über die Jahre stellte sich ein neues Problem heraus. Es fehlte an Mädchen, die die Söhne heiraten würden. So kam es, dass es ganze Landstriche (vor allem im Norden von China) gibt, in denen nur Singlemänner leben. Für diese Männer gibt es sogar einen eigenen Begriff „Ausgetrockneter Ast“. Es war nicht angesehen, als Single zu leben und so mussten sich die Familien etwas ausdenken.
Nur noch Männer mit großen Wohnungen in der Stadt oder einem guten Job bekamen die wenigen Frauen ab. Ganze Familien zogen aus Wohnungen aus, damit der ledige Sohn mit der Stadtwohnung werben konnte. In Stadtparks entstanden Singlebörsen, bei denen Eltern Fotos und Lebensläufe ihrer Söhne auf hingen, um eine Frau für ihn zu finden.
Die Verzweiflung bei den Übriggebliebenen wurde so hoch, dass sich eine ganze Entführungsindustrie entwickelte. In ganz China werden seit Jahren Mädchen als Baby oder Kleinkind entführt, um sie in den Norden zu verkaufen. Die Familien mit den Söhnen, ziehen die Mädchen auf, um sie später mit ihren Söhnen zu verheiraten. Weil sich nicht jede Familie ein entführtes Mädchen leisten kann, kann es auch sein, dass ein Mädchen für ein ganzes Dorf gekauft wird.
Als ich von den Entführungen hörte, dachte ich, es handelt sich um Ausnahmen. Denn die Geschichten klangen für mich wie aus einem Hollywoodfilm. Doch als ich das letzte Mal mit meinen Kollegen in China zum Essen zusammensaß, berichtete ein Vater, dass er eine 7jährige Tochter hat. Er lässt sie keinen Augenblick aus den Augen. Sie darf nicht bei Freunden übernachten und nicht alleine zur Schule laufen. Sie wird überall hin gebracht und abgeholt, weil er Angst vor einer Entführung hat.
Weitere Folgen der 1 Kind Politik ist die Alterung der Gesellschaft. Es kommen zu wenig junge Leute nach, die die alten Menschen versorgen können. Mit jedem Jahr gehen mehr Menschen in Rente, als auf den Arbeitsmarkt strömen und somit hat China das Problem, die Renten zu finanzieren.
China steht in den nächsten Jahrzehnten vor großen Problemen aus der 1 Kind Politik. Deswegen gibt es seit einigen Jahren eine Lockerung.
Lockerung und dessen Auswirkung
Seit November 2016 ist es in China erlaubt zwei Kinder zu haben. Und es wird darüber nachgedacht, das Gesetz auf 3 Kinder zu erweitern.
In der chinesischen Niederlassung meiner Firma gingen Ende 2016 und Anfang 2017 plötzlich fast alle Frauen in Mutterschutz. Der dauert nur wenige Monate in China, aber auf einen Schlag fehlten meine Ansprechpartnerinnen, weil sie Kinder bekamen.
Aber der Erhoffte Aufschwung der Geburtenraten blieb aus!
Im ersten Jahr ging die Geburtenrate hoch, weil sich viele Familien das erhoffte zweite Kind gönnten. Doch im Jahr 2018 sind die Geburten wieder runter gegangen.
Der Staat tut alles um für ein zweites Kind zu werben. Sprüche an den Wänden. Werbung im Fernsehen mit einer glücklichen, vierköpfigen Familie. Aber die Kinderknappheit ist nicht nur mit dem Drehen an einer Schraube gelöst. Viele Freunde meiner Kollegen wollen kein zweites Kind aus einem ganz anderen Grund …
… die Ausbildung für ein Kind ist zu teuer.
Deswegen bleiben die meisten Familien bei einem Kind und die Überalterung der chinesischen Gesellschaft, wird noch einige Jahrzehnte ein Thema bleiben.
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