Arbeiten in Nepal

Drei Geschichten aus der Arbeitswelt in Nepal

Was verdient ein Taxifahrer?

Nabin biegt um die Ecke und muss hupen, als ein anderer Taxifahrer in zu hohem Tempo den Weg abschneidet. Er schimpft, »Verdammter Anfänger.«
Nabin gehört zu den alten Hasen. Seit zehn Jahren fährt er in Kathmandu Taxi.
Ursprünglich kommt er aus einem kleinen Dorf an der östlichen Grenzen von Nepal. Dort hat er keine Arbeit gefunden und kam nach Kathmandu, um dort ein Business aufzumachen. »Good money«, sagt er. »Hier kann ich meine Familie ernähren.«
»Wieviel verdienst du?«, frage ich und halte mich fest, als ein LKW gefährlich nahe kommt.
Nabin muss sich konzentrieren, um einem Hund auszuweichen und durch ein tiefes Schlagloch zu fahren, aber antwortet danach, »Ich muss jeden Tag 1500 Rupien an meinen Chef abgeben …«
Ich rechne den Betrag schnell in Euro um, weil ich noch kein Gefühl habe, ob 1500 Rupien viel sind. Er zahlt etwas mehr als 11 Euro an seinen Chef.
»… Mit den 1500 Rupien kümmert sich mein Chef um das Benzin und Reparaturen des Wagens. Und dann darf ich alles behalten, was ich sonst verdine. Das sind im Monat zwischen 25.000 und 30.000 Rupien.«

222 Euro sagt mein Taschenrechner.

»Reicht das zum Leben«, frage ich vorsichtig. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wie direkt ich Fragen darf. Aber Nabin erscheint mir sehr offen und seine Miene verrät keine Missbilligung.
Er lächelt stolz. »Eine Krankenversicherung habe ich nicht. Aber ich habe ein Haus für meine Familie angemietet am Rand von Kathmandu. Die Miete kostet 10.000 Rupien.«
»Was würde eine Wohnung im Zentrum von Kathmandu kosten?«, bohre ich weiter.
»Oh. Das ist unterschiedlich. Eine Zweizimmerwohnung kostet vielleicht 30.000 Rupien. Viel zu teuer für mich.«
Da muss ich ihm zustimmen. Vor allem, weil er mit seinem Einkommen nie weiß, wie viel er in einem Monat verdienen wird.

Arbeitszeiten von Hotelangestellten

In jedem Hotel oder Hostel, in dem ich abgestiegen bin, sind mir vor allem die Arbeitszeiten der Angestellte aufgefallen.
In einem Hotel in Kathmandu, war der Mann an der Rezeption der erste morgens im Frühstücksraum bei den Gästen und der letzte der abends Reisende eingecheckt hat.
Egal, wann ich von einem Spaziergang, Restaurantbesuch oder Stupabesichtigung zurückkam, war sein Gesicht das erste, das ich im Hotel sah.
15 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Arbeitszeiten, die keine Gewerkschaft akzeptieren würde.
Aber er ist keine Ausnahme. Auch in allen anderen Hotels sah ich immer die gleichen Gesichter, die sich um uns gekümmert haben. Das längste Gespräch hatte ich mit dem Jungen in Dorf Sauraha.
Ram ist 22 Jahre alt und hat Tourismus studiert. Er hat den Bachelor abgeschlossen, musste sich dann aber einen Job suchen, um seine Eltern zu unterstützen. Er verdient 65 Euro im Monat.
Sein Traum ist es, genügend Geld zu sparen, um den Master auf seine Ausbildung zu setzen.

Die Karriere eines Sherpas

Karriere machen. Ausbildung abschließen, Greenhorn im Job sein, als Fachkraft glänzen, als Abteilungsleiter überzeugen und als Chef in den Lebensabend eintauchen.

Wie läuft die Karriere eines Sherpas?

Erstmal … was ist überhaupt ein Sherpa?

Sherpa ist eine ethnische Volksgruppe in der Himalayaregion. Ihr Name wird aber meistens mit den Trägern gleich gesetzt, die Touristen auf die Berge hinauf helfen. Sie tragen das Gepäck und den Sauerstoff für die Everestbezwinger, kommen zum Einsatz, wenn Touristen die höchsten Berge bezwingen wollen und die Pässe überwinden und machen die Arbeit.
Auch ich startete mit einer kleinen Gruppe meine 9tägige Wanderung um das Annapurnamassiv und uns halfen 2 Sherpa, die unser Gepäck trugen. Ohne sie hätte ich die anstrengende Tour auf 5400 Höhenmetern nicht geschafft.
Die Volksgruppe der Sherpa gilt als sehr robust. Bis zum 90kg können sie auf ihrem Rücken tragen, nur gehalten von einem Riemen, der von ihrer Stirn gehalten wird. Alles gehalten und getragen von den Halsmuskeln.

Die Träger werden pro Kilogramm bezahlt, das sie tragen.

Die Arbeit ist schwer und bei den jungen Leuten unbeliebt. Aber oft die einzige Einnahmequelle und der Einstieg zu einer besseren Einnahmequelle.
Wer lang genug Träger war, kann, wenn er/ sie genügend Englisch spricht und die Wanderrouten gut kennt, zu einem Touristenguide aufsteigen. Ab dann müssen sie nur noch ihr eigenes Gepäck tragen und die Bezahlung ist besser. Ein sehr guter Job.
Noch besser ist es nach vielen Jahren, wenn sie ein eigenes Touristenbüro eröffnen und die Touren planen. Aber dafür braucht man wieder viel Geld, weil die Korruption einem einen Strich durch die Rechnung macht.
Im Ausland Arbeiten und Studieren
Da ist Arbeitslage in Nepal eher angespannt ist, habe sich viele Unternehmen darauf speziallisiert, Studenten ins Ausland zu schicken. Wer also das nötige Kleingeld hat, kann sich eine Ausbild in Neuseeland, Japan, Australien oder ein anderes OECD Land erkaufen. Mit der Ausbildung steigen wiederum die Aussichten auf einen Job in dem Land und das Einkommen ist höher als in Nepal.

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