150 km in 12 Stunden

Der Verkehr in Nepal

Wer in Nepal unterwegs sein möchte, braucht Geduld und Zeit.
Schnell mal zum nächsten Ort geht nicht. Man muss nicht lange in Nepal sein, um zu sehen wie es läuft. Stau, schlechte Straßen, unklare Verkehrsregeln, … Die Straße ist ein offener Raum für jeden, der nicht nur den Fahrzeugen vorbehalten ist. Und mit jeden, meine ich Tiere, Menschen, Unrat oder auch Baugerüste.
Hier zwei Beispiele, die mir in den ersten beiden Agen passiert sind. ch denke es werden nicht die letzten sein.

Busfahrt

150 km hört sich nicht viel an. Wie lange braucht man dafür in Deutschland mit dem Auto? 1 bis 1,5 Stunden?
In Nepal ist das etwas anderes.

Geplant waren 6 Stunden, den die Straßen sind schlecht und auf dem Weg müssen noch anderen Personen aufgelesen werden. Aber mit 12 Stunden hätte ich nicht gerechnet.

Wie kam es dazu?

Zuerst sprang der Bus nicht an. Es dauerte einige Anschubser und dann konnten wir in Kathmandu starten. An scheinbar jeder Straßenecke hielten wir an und Leute stiegen ein. Keine Haltestelle, keine besondere Ecke, … einfach mitten an der Straße. Wenn wir zu langsam wurden sprangen noch Verkäufer auf, um kurz durch den Bus zu laufen und uns Essen oder Armbanduhren anzubieten. Doch irgendwann wollte der Bus nicht mehr und wir mussten in die Werkstatt, um die Batterie auszutauschen. Das war auch der Grund, warum wir am morgen nicht gleich gestartet sind.

    
Bis jetzt waren wir nur kurz hinter dem Zeitplan. Die große Verzögerung kam etwas später. Vor uns kam ein Bus ins Schleudern, weil er einem spielenden Kind ausgewichen ist. Wir haben es nicht gesehen, weil es einige Minuten zuvor passiert ist, aber wir kamen nicht mehr durch. Einspuriger Weg durch ein Dorf. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Warten oder Wenden. Ich hätte lieber gewartet, denn das Wenden war schon abenteuerlich. Es fehlte nicht viel, dass der Reifen in einen tiefen Graben abgerutscht wäre. Das war aber noch nicht alles. Der Busfahrer bog auf einen Weg ab, den ich zum Wandern genutzt hätte, aber niemals für einen dicken Bus. Zwei Mal bin ich vom Bus gesprungen, weil ich dachte wir stürzen gleich ab. Zwei Stunden dauerte die Kamikazefahrt, bis wird endlich wieder die Asphaltstraße erreichten.

    
Etwa um 7 Uhr schepperte es und wir hielten an. Der Busassistent kam mit einem Stück Metall zurück, dass von unserem Bus abgefallen ist. Das störte aber soweit niemanden und wir fuhren weiter. Zwei weitere Staus, wegen enger Straße, kamen wir endlich an. 6 Stunden später als geplant.

Stau durch Blockaden

In der Bergregion um den Annapurna (und wahrscheinlich auch in den anderen Regionen) läuft eine Straße an den Flanken der Berge entlang. Diese Straße ist nicht besonders breit und kann durch Regen oder Erdrutsche noch schlechter werden, als sie ohnehin schon ist.
An der einen Stelle waren Baggerarbeiten, weil ein Tag zuvor ein Erdrutsch die Straße verengt hat. Die Arbeiten haben bewirkt, dass sich ein Stau auf beiden Seiten gebildet hat. Die Straße ist eben schmal und neben dem Bagger kein Platz.
Kaum waren die Arbeiten zu Ende, starteten beide Seiten gleichzeitig. Es kam wie es kommen musste und in den Mitte staute sich alles erneut. Zwei breite Laster kamen nicht aneinander vorbei. Die Autos dahinter sind so weit aufgefahren, dass kein Zentimeter zum Rangieren zur Verfügung stand. Also standen wieder alle. Ein klägliches Hupen half auch nicht weiter. Sie saßen fest.

Es funktioniert

Auch wenn der Verkehr für uns mit einem Kopfschütteln kommentiert wird, funktioniert es doch meistens.

Richtig! Man könnte warten, bis der Unfall vor einem aufgelöst wird oder nach den Bauarbeiten die anderen zuerst durch lassen, aber so wie es die Nepalesen gelöst haben hat es eben auch funktioniert.

 

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Erdbeben in Peru

Ein grünes S in den öffentlichen Gebäuden und eine Verkehrsschranke an der Straße runter zum Meer, sind das erste was mir auffällt, als ich in Lima unterwegs bin. Unter dem S steht „Sicherheitszone im Fall eines Erdbebens“. Und auf den Schranken: „Geschlossen im Fall eines Tsunamis“.

Sofort werde ich neugierig und greife mir den nächsten Peruaner, der mir über den Weg läuft. Für was sind die Schilder? Gibt es viele Erdbeben in Peru? Wie schützen sich die Leute?

In ruhigen Ton und mit einer Selbstverständlichkeit erklärt er mir, was für ihn Alltag ist:

Erdbeben sind in Peru allgegenwärtig. Jeden Monat ist mit einem zu rechnen. Nicht jedes ist so schlimm wie das letzte Große von 2007 wo über 500 Menschen starben, aber die Gefahr gehört zu Alltag.

Deswegen lernen schon die Kinder in der Schule was zu tun ist bei einem Erdbeben:

  1. Als erstes die Tür aufreißen, damit sie nicht verkeilt und der Rettungsweg später frei ist.
  2. Wenn der Weg zur Flucht nach draußen zu weit ist, neben eine stabile Wand kauern (am besten dort wo ein S die Stelle markiert). Umfallende Bauteile können durch die Wand aufgehalten werden und bilden einen Hohlraum, in dem man überleben kann.
  3. Ein Sicherheitsrucksack sollte in der Wohnung und am Arbeitsplatz aufbewahrt werden. Gefüllt mit überlebenswichtigen Dingen, falls man im Gebäude eingeschlossen ist.
  4. Wenn man es vorher noch raus schafft, sind Versammlungsbereiche markiert. Dort ist man sicher vor herabfallenden Teilen.
  5. Einmal im Jahr finden Sicherheitsübungen in den Gemeinden und Städten statt, damit jeder für den Ernstfall vorbereitet ist.
  6. Auch die Küsten werden gesperrt, falls nach dem Erdbeben das Risiko eines Tsunamis besteht. Ganz eindeutig ist zu sehen, dass die Schranken bei einer Tsunamiwarnung schließen, damit niemand in den Gefahrenbereich fahren kann.

Erdbeben in der Historie

Aber wieso betreiben die Peruaner so viel Aufwand? Ich hatte noch nie eine Erdbebenübung in der Schule!

Wenn man sich die Geschichte des Landes anschaut und die Erdbebenhäufigkeit mit unserer vergleicht, erkennt man schnell wo der kleine Unterschied liegt:

Fast jedes Jahr werden mehrere Erbeben gemessen, die Magnitude größer als 4,5 haben. Oft kommen die Erdbeben im Süden von Peru vor und auch oft in Gegenden wo keine Bebauung ist und Menschen leben. Dann kann es sich um ein starkes Erdbeben handeln, aber es kommen keine Personen zu schaden. Schlimm wird es nur, wenn es sich in bebauten Gegenden abspielt und in Küstennähe, denn dann kommt zu dem Beben noch die Tsunamigefahr hinzu.

Hier einige Beispiele aus den letzten Jahren:

August 2007: Stärke 8,0 in der Nähe von Lima mit Tsunamirisiko und -warnung

August 2014: Stärke 6,9 in Südperu ohne Tsunamirisiko

Januar 2018: Stärke 7,1 in Südperu mit Tsunamirisiko und –warnung

 

Liste der Erdbeben seit 1950 in Peru: https://www.laenderdaten.info/Amerika/Peru/erdbeben.php

 

Geologie von Peru

Die Anden verraten schon, dass besondere geologische Bedingungen in Peru herrschen. Denn die Anden sind entstanden, weil sich die Nazca-Platte unter die südamerikanische Kontinentalplatte schiebt (Subduktionszone). Das passiert im Zentimeterbereich pro Jahr, so dass wir es nicht mit bekommen. Die Erdbeben entstehen dann, wenn sich die Platten in einander verhakt haben und durch einen Ruck die Spannungen entladen.

Mehr zu Plattenverschiebung der Erde: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel/klimasystem/geosphaeren/lithosphaere

 

Wie ist es in Deutschland?

Erdbeben in Deutschland kann ich mich nur an eins erinnern: Im Frühling 1992.

Mitten in der Nacht sind wir wach geworden, weil das Haus kräftig am schwanken war. Die Gläser klirrten, aber es viel nichts um oder zerbrach. Das Beben ging nicht lange – wir hatten nicht einmal Zeit die Frage „Was ist das?“ mit einem „Das ist ein Erdbeben!“, sondern nur mit „Das war ein Erdbeben!“ zu beantworten.

Wenn ich mir die Liste mit Erdbeben anschaue, die in Deutschland registriert wurden, sehe ich, dass Mal im Jahr 3 bis 4 anfallen, aber dann auch wieder 4 Jahre nichts. Seit 1911 kein Erdbeben über der Magnitude 6,0. Ich kann mich nur an das eine Erdbeben erinnern mit der Stärke 5,9.

Das liegt daran, dass Deutschland nicht in der Nähe von einer Subduktionszone liegt. Von Italien hört man immer wieder etwas in den Nachrichten, weil dort die afrikanische Platte unter die Eurasische Platte driftet.

Anhand der Erdbebenvorkommnisse aus der Vergangenheit werden Erdbebenzonen in Deutschland ermittelt, die zum Beispiel wichtig sind, wenn die Statik eines Gebäudes berechnet wird. Umso höher die Einstufung in der Erdbebenzone, umso mehr konstruktive Maßnahmen müssen ergriffen werden, um das Bauwerk im Falle eines Erdbebens nicht zum Einstürzen zu bringen. Wenn man sich die Erdbebenzonen für Deutschland ansieht, erkennt man, dass wir im größten Teil keine Erdbeben zu berücksichtigen haben. Das heißt jetzt nicht, dass die Gebäude einstürzen würden, falls ein Erdbeben kommt. Aber daran sieht man, dass in Deutschland nur in einigen Gebieten Erdbeben vorkommen und das mit einer geringen Stärke, so dass Gebäude nicht einstürzen werden.

Mehr zu Erdbeben in Deutschland: https://de.wikipedia.org/wiki/Erdbebenzone

 

In ganz Peru

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Nur eine Feuerwehr in La Paz

La Paz ist, wie gesagt, eine Stadt mit 800.000 Einwohner und El Alto thront auf dem Rand des Kessels und vergrößert die Einwohnerzahl noch mal erheblich. Trotz der Menschenmassen, den eng stehenden Gebäuden auf minimalem Raum und dem Stromkabelsalat an den Häuserwänden, gibt es nur eine Feuerwehr in der Stadt mit mehr oder weniger 2 Fahrzeugen.

Nur eine Feuerwehrstation für über 1 Mill Menschen

 Jeder Sicherheitsbeauftragte in Deutschland würde sich nun an den Kopf greifen und sofort den Notstand ausrufen, wo doch jeder Stadtteil seine Berufsfeuerwehr und/ oder eine Freiwillige Feuerwehr hat und sogar Firmen ab einer bestimmten Größe eine Berufsfeuerwehr vorweisen muss.   Also müsste La Paz nicht schon längst durch ein Feuer gleich dem großen Brand von London 1666 niedergestreckt worden sein?

Nein!!! Laut den Personen, die ich gefragt habe, brennt es nicht. Oder sagen wir mal so: Wahrscheinlich brennt schon mal etwas (sonst wäre die Feuerwehr komplett nutzlos), aber die Brände sind nicht so groß, dass sie in den Nachrichten erwähnt werden oder den Nachbarn auffallen. Und woher kommt das?

Es brennt einfach nicht

Da können wir nur mutmaßen. Aber wahrscheinlich kommt es davon, dass fast alle Häuser aus Beton und Ziegel gebaut worden sind und dass die Luft in einer Höhenlage wie La Paz auf ca. 3.500 m über dem Meeresspiegel weniger Sauerstoff beinhaltet, so dass kein großer Brand entstehen kann.

 

La Paz in Bolivien

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