Haben sie WiFi?

Das Internet in Bolivien

Obwohl fast jeder bei uns ein Smartphone besitzt, findet man in Deutschland nur selten einen Platz mit kostenlosem WiFi.

Nicht so in Bolivien, wo in fast jedem Café, Hotel oder Restaurant in den Städten Internet für die Gäste angeboten wird.

Schon verwunderlich wenn man das Internetangebot mit dem Index für menschliche Entwicklung (Wohlstandsindikator) gegenüber stellt. Der Index wird jedes Jahr von den Vereinten Nationen veröffentlicht und zeigt das Ranking von 188 Staaten und Ländern, das das Einkommen pro Kopf, die Lebenserwartung und die Dauer der Ausbildung und Schuljahre berücksichtigt. Bolivien wurde für das Jahr 2017 auf Platz 118 gestellt. Deutschland stand auf Platz 4, also mit an oberster Stelle von den betrachteten Ländern. (siehe Link unten)

Bolivien steht auf Platz 118

Das heißt also, in Deutschland haben wir den 4. Besten Wohlstandsindikator, aber kaum Zugang zu kostenlosem Internet. Während Bolivianer in jedem Café ein eigenes Internetbusiness aufbauen können?

Wie kommt es also, dass Bolivien auf Platz 118 steht, obwohl sie einen besseren Zugang zu Onlineschulungen, oder zum Beispiel einem eigenem Internetbusiness haben?

Ein Grund könnte zum Beispiel das instabile Internetnetz sein. Fast täglich fällt das Internet aus und dann heißt es geduldig sein, um nach mehrere Stunden Ausfall wieder online zu kommen. Laut einem bolivianischen Freund ist der Preis des Internets sehr hoch. Das Internet in Bolivien ist das teuerste der Welt, aber auch das schlechteste. (Nachweisen konnte er mir das nicht und ich habe im Internet dazu auch nichts gefunden.) Aber die Ausfälle sind Fakt!

Ein instabiles Internetnetz

Man könnte jetzt sagen, „Na gut. Dann verbringen die Bolivianer eben weniger Zeit auf Facebook oder Instagram“.

Doch im Zeitalter der Digitalisierung ist das Internet auch für andere Bereiche gedacht: Zum Beispiel gründet eine engagierte Bolivianerin eine eigene Firma im Bereich Mediengestaltung. Durch das schlechte Internet kommt es mehrere Male in der Woche vor, dass sie nicht arbeiten kann. Also hat sie Nachteile gegenüber der Konkurrenz im Ausland. Sie ist langsamer als andere Firmen und kann den Auftrag nur in einer längeren Zeit umsetzen und dem Kunden zur Verfügung stellen.

Zu wem würden sie gehen, wenn sie eine Homepage aufgebaut haben möchten? Zu dem Unternehmen in Argentinien, das eine Woche braucht oder zu dem Bolivianer, der zwei Wochen braucht?

Links:

Index für menschliche Entwicklung: https://www.laenderdaten.de/indizes/hdi.aspx

 

In allen großen Städten von Bolivien

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Weitere Geschichten über Bolivien

Die Metro in der Luft

Tatütata die Feuerwehr braucht noch etwas Zeit

 

Tatütata die Feuerwehr braucht noch etwas Zeit

Nur eine Feuerwehr in La Paz

La Paz ist, wie gesagt, eine Stadt mit 800.000 Einwohner und El Alto thront auf dem Rand des Kessels und vergrößert die Einwohnerzahl noch mal erheblich. Trotz der Menschenmassen, den eng stehenden Gebäuden auf minimalem Raum und dem Stromkabelsalat an den Häuserwänden, gibt es nur eine Feuerwehr in der Stadt mit mehr oder weniger 2 Fahrzeugen.

Nur eine Feuerwehrstation für über 1 Mill Menschen

 Jeder Sicherheitsbeauftragte in Deutschland würde sich nun an den Kopf greifen und sofort den Notstand ausrufen, wo doch jeder Stadtteil seine Berufsfeuerwehr und/ oder eine Freiwillige Feuerwehr hat und sogar Firmen ab einer bestimmten Größe eine Berufsfeuerwehr vorweisen muss.   Also müsste La Paz nicht schon längst durch ein Feuer gleich dem großen Brand von London 1666 niedergestreckt worden sein?

Nein!!! Laut den Personen, die ich gefragt habe, brennt es nicht. Oder sagen wir mal so: Wahrscheinlich brennt schon mal etwas (sonst wäre die Feuerwehr komplett nutzlos), aber die Brände sind nicht so groß, dass sie in den Nachrichten erwähnt werden oder den Nachbarn auffallen. Und woher kommt das?

Es brennt einfach nicht

Da können wir nur mutmaßen. Aber wahrscheinlich kommt es davon, dass fast alle Häuser aus Beton und Ziegel gebaut worden sind und dass die Luft in einer Höhenlage wie La Paz auf ca. 3.500 m über dem Meeresspiegel weniger Sauerstoff beinhaltet, so dass kein großer Brand entstehen kann.

 

La Paz in Bolivien

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Mehr Geschichten aus La Paz

Die Metro in der Luft

 

Eine Pooja zum Baubeginn

Der Bau muss gesegnet werden

Der Plan war es die Schule durch eine Werkstatt zu erweitern. Der Bauplatz war frei geräumt, das Baumaterial auf dem Lagerplatz gleich daneben und die Arbeiter standen bereit. Doch es konnte noch nicht losgehen.

Denn in Indien braucht jedes Bauvorhaben den Segen der Götter, damit keine Unfälle während der Arbeiten passieren.

Der Segen der Götter

Wir versammelten uns am Morgen. Die Maurer, die Lehrer, die Arbeiter, die Schüler und die Auftraggeber, also die Schulleitung. Alle scharrten sich um die Senke, die später am Tag zur ersten Fundamentgrube ausgehoben werden sollte. Die Maurer hatten bereits alles vorbereitet: Ziegelsteine, eingerieben mit gelbem Pulver und verziert mit Rotem, Süßigkeiten, Bananen, Räucherstäbchen und Reis als Opfergabe auf ein Palmenblatt gelegt und 3 große Eimer gefüllt mit Wasser.

Der Schulleiter sagte ein paar Worte, gefolgt von dem ranghöchsten Maurern. Ich übergab den Maurern einige Geldscheine als Wertschätzung für ihre Arbeit, die sie verrichten werden und ihren Status zu festigen. Während ich als Bauleiterin den ersten Eimer Wasser in die Senke goss, kam einer der Lehrer auf mich zu und segnet mit dem Rauch, der von einem Öllämpchen kam, zuerst die Baustelle und dann mich. Ich schwenkte mir den Rauch über den Kopf, um mich zu reinigen und tauchte meinen Zeigefinger in das gelbe und rote Pulver für den Poojapunkt, den ich mir selbst zwischen die Augenbrauen setzte. Nach mir kamen alle anderen dran. Immer der Reihe nach.

Die Zeremonie dauert eine Stunde. Noch am selben Tag konnten wir mit dem ausheben des Fundamentes starten. Erst wenn die Mauern stehen und das Dach drauf gesetzt wird, wird es die nächste Pooja geben.

 

 

Irumbai in Südindien

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Da steht eine Kuh auf der Veranda

Die fahrende Gebets-Shopping-Disko

Der Nachtbus von Douala nach Bamenda

Meine Glieder schmerzen.

Die letzten 8 Stunden waren schlimmer als eine Nacht in der Holzklasse von einem Low-Budget-Flieger, mit schreienden Kleinkindern, Ausdünstungen vom Nachbarn und Flugzeugessen, das man bezahlen muss.

Von der Küstenstadt Douala fahren Kameruner mit dem Nachtbus nach Bamenda, wenn sie kein eigenes Fahrzeug besitzen. Dieser Nachtbus startet spät abends in Douala und fährt die ganze Nacht durch bis er morgens um 5 Uhr in Bamenda ankommt.

Ich hatte einen großen, klimatisierten Bus erwartet, mit breiten Sitzen, einer Toilette an Bord und vielleicht einem freien Platz neben mir, damit ich mich ausbreiten kann. Aber der Bus, vor dem ich stand, war weit von meinen Hoffnungen entfernt!

Ja, es war ein großer Bus. Aber mehr Gemeinsamkeiten hatte er mit meinen Erwartungen nicht.

Die geschätzten 70 Plätze in dem einstöckigen Bus waren aufgeteilt in breite Holzbänke auf der rechten und schmale Holzbänke auf der linken. Wer keinen Platz auf den Bänken bekam saß im Gang auf dem Boden oder auf den beiden Eingangstreppen. Ich teilte mir die breite Bank mit zwei ausgewachsenen Afrikanern, so dass meine Sitzfläche auf eine Halbe reduziert wurde. Seitlich schob ich mich an die Armlehne. Stütze meine Ellenbogen auf. Und vergrub meinen Kopf in den Händen, die meinen Schal wie ein Kissen hielten. So würde ich es bestimmt einige Stunden ertragen können, wenn ich immer wieder das Gewicht von einer Pobacke auf die andere wechselte.

Platzmangel auf den Holzbänken

Der Bus kam in Bewegung und als wäre es ein Zeichen Gottes gewesen sprang ein christlicher Priester auf und betet lautstark mit den Fahrgästen. An Schlaf war bei dem Lärm nicht zu denken und als dann auch noch die Arme meines Nachbars mit allen anderen nach oben schnellten um Gott anzupreisen, vertrieb ich mir die Zeit mit dem Zählen von dem Wort „Jesus“, das in jedem Satz zu fallen schien. Nach einer Stunde hörte er endlich auf und wir näherten uns Mitternacht. Zurück in meiner geplanten Schlafposition, wurde ich aus dem Dämmerschlaf gerissen, als auf dem Bildschirm unterm Busdach ein Musikvideo aufleuchtet, mit wackelnden Hintern in der Linse und eine Musiklautstärke, die Tote aufwecken könnte. Zeit für Ohrenstöpsel!

Keine Chance auf Schlaf im Nachtbus

Nun galt es die Musik in meine Träume einzubauen, um wenigstens einige Stunden Schlaf zu bekommen. Aber das Schicksal wollte es anderes, denn die Fahrt wurde aufgeteilt in Raserei oder bucklige Straße, die den ganzen Bus durchrüttelten. Jetzt verstand ich das lange Gebet am Anfang.

Mit jeder Stunde wurde die Musik aus dem Video lauter. Zwei Stunden vor Bamenda dachte ich, ich würde in einer Disko schlafen. Und damit wirklich niemand die Ankunft verschlief, sprang eine Stunde vorm Ziel ein Verkäufer auf, um unsere Gefangenschaft auf dem kleinen Raum auszunutzen. Ein braunes Wässerchen gegen schlechte Zähne! Oder etwas Gelbes gegen Malaria. Ich kam mir vor wie in dem Film „Der Medikus“ wo gefärbte Pferdepinkel als Wundermittel verkauft wird.

Wundermittel gegen jede Krankheit

Endlich setzte die Dämmerung ein und wir bogen auf die staubige Fläche des Busbahnhofes ein. Diese Nacht war geschafft. Mit letzter Kraft zog ich meinen Rucksack hinter unzähligen Warenbündeln aus dem Kofferraum raus. Und ich verdrängte den Gendanken, dass ich in weniger als zwei Wochen diese Fahrt zurück nach Douala wieder antreten müsste.

 

Von der Küstenstadt Douala in das Zentrum von Kamerun nach Bamenda

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Öffentliche Verkehrsmittel in anderen Ländern

Die Metro in der Luft

 

 

Wenn die Sonne an Weihnachten untergeht

Weihnachten in Peru

Zuerst habe ich mit einem Weihnachten gerechnet wie bei mir zu Hause: Der Tag läuft ganz gemütlich ab! Man macht die letzten Besorgungen, packt das Geschenk für Oma ein, isst mit seiner Familie, geht in die Kirche und dann gibt es die Bescherung. So beschaulich lief auch in Tarapoto der Tag ab – bis die Sonne unter ging.

Als sich der Tag dem Ende zuneigte, dachte ich, ich würde den Abend damit verbringen in meinem Hotelzimmer fernzusehen und früh schlafen zu gehen, wenn die Straßen ruhiger werden und die Peruaner mit ihren Familien zu Hause in bekanntem Kreis feiern. Doch die Straße vor meinem Hotel wurde nicht ruhig, sondern immer geschäftiger und von irgendwo töte Musik. Neugierde packte mich mich und magisch zog es mich aus dem Hotel auf die Straße.

Die Stadt pulsierte

Ich folgte den Menschen und der Musik die Straße hinab zum zentralen Platz de Armas. Dort waren keine besinnlichen Kerzen aufgestellt oder kleine Gruppen, die nach dem Gottesdienst einen Glühwein tranken, sondern im Zentrum des Platzes thronte ein riesiger Weihnachtsbaum aus Plastik, umrahmt von Buden und blinkenden Lichtern und tausende Familien, die sich dort versammelt hatten.

Motorräder mit Anhänger, die mittags noch als Taxi beschäftigt waren, waren nun als Santa Claus´ Renntierwagen mit bunten Lichtern, geschmückt.  Gleich in drei Versionen fuhr sie an mir vorbei und starteten eine weitere Tour um den Platz mit ihren Passagieren, die in einer langen Schlage auf ihre Runde warteten. Auch beim Kinderschminken gab es eine lange Schlange und um die Ballonkünstler bildete sich eine dreireihige Traube. Musik erklang und eine Frau in rotem Glitzerkostüm und Lametta im Haar grölte Kinderweihnachtslieder in eine übersteuerte Anlage und ihre 4 verkleideten Weihnachtswichtel tanzen und hüpfen, sodass die Bühne einzustürzen drohte.

Motorräder als Rentierwagen verkleidet

Ab 22 Uhr wird es wieder ruhig auf dem Platz, weil die Familien nach Hause gehen, um gemeinsam zu essen. Auch ich musste den Weihnachtsabend nicht alleine verbringen. Da ich der einzige Gast im Hotel war, wurde ich von der Familie, der das Hotel gehört, eingeladen mit ihnen zu essen. Freunde, Familie (der Sohn extra aus Lima angereist) und ein selbstgemachtes Buffet.

Um Mitternacht schlagen Kinderherzen höher, wenn es endlich Geschenke gibt und ein Feuerwerk die Stadt erhellt, als wäre es Silvester. Noch lange gehen die Feiern und die Diskos füllen sich mit den jungen Leuten.

Feiern bis in die Morgenstunden

Erst am nächsten Tag ist die Party vorbei, wenn alle Familien den freien Tag nutzen und einen Ausflug an den Fluss machen, um die Stadt leer zurück zu lassen.

 

In der Stadt Tarapoto im Norden von Peru

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Reisen ohne Straßen

 

Ein Hu geht durch das Dorf

 

Reisen ohne Straßen

Fortbewegungsmittel im Amazonas-Dschungel

Wie bewegt man sich am besten durch den Dschungel, wenn es keine Straßen gibt? Also sagen wir, es gibt eine Straße. Aber die führt nur bis zu dem Dorf mit den 5000 Einwohnern und dann hört sie auf. Das heißt, die Dörfer, die dahinter liegen erreicht man im Amazonas nur zu Fuß oder über den Fluss.

Ich habe beide Varianten ausprobiert und die eine ist so Anstrengend wie die andere Abenteuerlich ist.

Reisen zu Fuß

Auf meinem Weg von Chazuta zu einem Wasserfall im tiefen Dschungel bin ich einem Bauernpärchen begegnet. Jedes Wochenende laufen sie in die Stadt, um dort ihren angebauten Kakao und Bananen zu verkaufen. Nur dort haben sie auch die Möglichkeit ein paar Extras für sich einzukaufen oder zu telefonieren, weil nur dort ein Funkmast steht. Auf jeden Fall dauert ihr Weg etwa 2,5 Stunden bergauf und bergab über einen immer schmaler werdenden Weg bis zu ihrer versteckten Farm zwischen dem Dschungel und ihren Kakao- und Bananenbäumen. Für das letzte Stück haben sie eine Machete dabei, falls der Weg zugewachsen ist. Stolz stand der Bauer vor mir, als er mir den Ort zeigte, wo bald eine Straße entstehen soll. Direkt durch sein Land hindurch an seinem Haus vorbei, „Bald können wir mit dem Auto den Kakao in die Stadt bringen.“

Reisen auf dem Fluss

Die Reise über den Fluss lief folgendermaßen ab: Ich ging zum Ufer von Chazuta (was dort als Hafen bezeichnet wird) und quatsche jede Person an, ob sie vielleicht zum nächsten Dorf fährt. Die meisten winken ab, einer vertröstet mich auf später und der nächste versteht mich nicht. Also setzte ich mich in den Sand und warte. Etwa eine halbe Stunde später kommt ein Mann auf mich zu und meint, er fährt dort hin wo ich hin möchte. Ich steige in das schmale Holzboot mit 10 anderen Leuten, zahle ihm umgerechnet 90 Cent und wir fahren eine Stunde Flussabwärts bis eine freie Stelle im Dickicht auf ein Dorf schließen lässt.
Für den Rückweg stelle ich mich wieder ans Ufer und warte 1 – 2 Stunden bis ein Boot vorbei kommt und mich für den gleichen Preis, aber für die doppelte Zeit (weil wir jetzt gegen den Strom fahren müssen), nach Chazuta zurück bringt.

Fazit

Alle Wege dauern hier etwas länger. Mal schnell von einem Dorf zum anderen geht nur, wenn man selbst ein Boot hat oder die Straße direkt vor der Haustür liegt. Kein Wunder warum hier die Zeit langsamer läuft. Man weiß eben nicht wann man irgendwo ist, weil vielleicht ein Baum den Weg versperrt oder kein Boot kommt.

 

 

In der Nähe von dem Dorf Chazuta im peruanischen Amazonas

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Mehr über Chazuta und seine Umgebung

Ein Hu geht durch das Dorf

Da steht eine Kuh auf der Veranda

Zu jedem ordentlichen Haushalt in den Dörfern von Tamil Nadu gehört eine Kuh. Sie zeigt einen gewissen Wohlstand und manche geben auch noch etwas Milch.

Die Kuh als Haustier

Doch ein Stall ist an den selbst gebauten Häusern nicht vorgesehen, denn es reicht die Kuh auf der Veranda übernachten und tagsüber durch das Dorf trotten zu lassen. Sie wird am Abend von alleine wieder zurückkommen. Bei unseren Nachbarn hat die Kuh sogar jeden Abend an der Tür angeklopft, um sich zurück zu melden und der Hausherr kam raus, um sie festzubinden. Gefressen wird was am Straßenrand wächst oder herumliegt. Also auch der ganze Plastikmüll, der die Kühe krank werden lässt und sie damit keine Milch mehr geben. Aber die Kuh gehört zur Familie und deswegen darf sie weiterhin auf der Veranda wohnen.

Das Dorf Irumbai im Süden von Indien

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Weitere Geschichten aus Indien

Eine Pooja zum Baubeginn

Der große Traum vom Reisen

Was für uns Deutsche selbstverständlich ist, ist für viele Kameruner unmöglich und bleibt ein unerfüllter Traum.

Das uneingeschränkte Reisen

Hier ein Gespräch, das ich mit einem Kameruner, der für eine Partnerorganisation gearbeitet, geführt habe:

„Wie schwer ist es eigentlich für Kameruner ein Visum für Europa zu bekommen?“ frage ich vorsichtig und wende den Fisch in der Pfanne, damit er nicht anbrennt.

Patrick lässt die Zwiebel auf das Brettchen sinken und schaut mich an, „Sehr schwer. Ich würde so gerne nach Holland fahren. Ich hatte mal einen Volontär aus Holland, der mir von den Windmühlen erzählt hat, die ich gerne sehen würde. Aber die Behörden haben meine zwei Visumanträge ohne Grund abgelehnt.“

„Einfach so?“, frage ich nach, weil er verstummt.

„Ja. Auch Freunde von mir haben sie keinen Grund genannt, warum sie kein Visum bekommen haben“, er setzt wieder das Messer an, um die Zwiebel zu halbieren, „Wir denken, dass es an dem Geld liegt. – Es ist eigentlich nicht erlaubt, aber die Visabüros fragen bei deiner Bank nach wie viel man auf dem Konto hat.“

Er dreht die Zwiebel und halbiert sie erneut, „Und man muss nachweisen, dass man einen Grund hat wieder nach Kamerun zurück zu kommen. Damit man nicht einfach in Europa bleibt und sich dort einen Job sucht. Nicht viele dürfen gehen.“

„Was ist so ein Grund, den man vorgeben muss?“

„Zum Beispiel, wenn man hier eine Familie hat oder ein gutes Business vorweisen kann. – Tja, oder wenn man es bezahlen kann.“

Ich gieße etwas Öl in die Pfanne nach und schiebe leise meine Frage hinterher, die mir auf der Zunge brennt, „Und was denkt ihr darüber, dass wir Europäer überall hin dürfen?“

„Ihr seid privilegiert!“, ein Donnern schwingt neben den festen Worten von ihm mit, als seine Faust auf der Küchentheke aufprallt, „Ihr habt Glück! Ihr dürft dankbar sein, dass ihr machen könnt was ihr wollt.“

Mit angespannten Rückenmuskeln verharrt Patrick in seiner Stellung, doch seine Augen spiegeln nicht die Bestimmtheit seiner Worte wieder, sondern nur Traurigkeit.

Bamenda in Kamerun

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Die fahrende Gebets-Shopping-Disko

Ein Hu geht durch das Dorf

Träge schaute Mayumi von ihrem Schaukelstuhl auf  und ließ den Blick über den leergefegten Platz bis hin zu den Baumwipfeln des Dschungels gleiten, der das Dorf mit seinen kleinen zusammengenagelten Holzhütten abgrenzte, als ein Windhauch die Schwüle der Mittagshitze linderte. Die Wäsche hatte Mayumi bereits am Morgen erlegt. Später würde sie noch die Kakaobohnen, die auf einem Tuch in der Sonne trockneten, mit dem neuen Rechen aus Chazuta wenden. Doch bis dahin war noch Zeit und müde fielen ihr die Augen zu, als sie über den Kopf ihrer Tochter, die auf ihrem Schoß eingeschlafen war, streichelte. In der Ferne vernahm sie, wie ein knatternder Motor unten am Fluss erstarb. Kein ungewöhnliches Geräusch an einem Ort, der nur mit dem Boot zu erreichen ist. Doch der Ruf eines Mannes ließ ihre Tochter aufschrecken. „Huuu“, wiederholte sich der Ruf, der etwas lauter wurde. Es gab kein Halten mehr. Auch Mayumi war plötzlich hellwach und rannte, so schnell es ihre Schlappen zuließen, hinter ihrer Tochter her, die Böschung zum Fluss hinunter. Der Mann hatte aufgehört „huuu“ zu rufen, denn auch andere Leute aus dem Dorf waren seinem Ruf gefolgt und scharrten sich um ihn.

Der erste Kontakt, wenn man niemanden kennt

Am Fluss Huallaga braucht man nicht für alles einen Termin oder Plan oder Wegbeschreibung. Es reicht, wenn man mit einem Boot ankommt und mit dem „Huu“-Ruf den Bewohnern mitteilt, dass man Hilfe braucht. Zum Beispiel wenn man das erste Mal in ein Dorf kommt und den Bürgermeister nicht kennt. Dann bringen einen die Leute, die angelaufen sind, zu ihm.

Ich bin mit einer Freundin in ein Dorf gefahren, weil wir gehört hatten, dass man dort reiten kann. Die Böschung hoch, ungefähr die Richtung zum Dorfplatz eingeschlagen und immer wieder „Huu“ gerufen. Nach wenigen Minuten waren 4 Dorfbewohner da, die die Köpfe zusammen steckten, als sie unsere Frage hörten. Dann wird genickt und aus eines der Gärten hinter den Holzhäusern ein Pferd aufgetrieben. Wir waren die Attraktion für die nächste Stunde, als wir auf dem armen Tier thronten. Nach dem Reiten noch ein Ausflug zum Schwimmtümpel und eine Eskorte zurück zum Fluss, wo wir nach dem nächsten „Huuu“ ein Boot für die Rückfahrt bekommen haben.

In der Nähe von Chazuta in Peru

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Wenn die Sonne an Weihnachten untergeht

Reisen ohne Straßen

Die Metro in der Luft

La Paz ist der Regierungssitz und die größte Stadt von Bolivien mit ca. 800.000 Einwohnern. Wenn man mit dem Bus über Land anreist, sieht man Stundenlang nur endlose Weiten und wundert sich, dass man nur noch eine halbe Stunde entfernt sein soll und noch kein Haus ist in Sicht. Und wenn sie dann endlich auftauchen, wundert man sich, wo die große Stadt sein soll. Erst wenn man über den Hügel drüber kommt, fällt der Blick in den tiefen Kessel in dem tausende Häuser an die Hänge und dem Boden des Tales gebaut sind. Schnell lerne ich, dass nicht alle Häuser zu La Paz gehören, sondern dass das Gebiet auf dem Rand des Kessels die Stadt El Alto ist und La Paz nur der Teil im Tal.

Der Höhenunterschied zwischen La Paz und El Alto ist in etwa 400 m – also kein Höhenunterschied, den man einfach mal so läuft. Auch Taxis sind für den Alltag der Bewohner zu teuer, weil eine einfache Fahrt von oben nach unten 40 Bolivianos (etwa 5 Euro) kostet. Deswegen hat die Regierung entschlossen Cable Cars zu bauen als öffentliches Verkehrsmittel, was die einzelnen Stadtteile und die beiden Städte verbindet. Ende 2017 waren 5 Linien in Betrieb, eine in der Bauphase und weitere in Planung. Grund für die Lösung, wie wir sie aus den Alpen kennen, ist der schlechte Boden, der fast nur aus Sand besteht und Steigungen an den Hängen, wo keine Metro möglich ist. Es fahren Busse, die aber dem unberechenbaren Verkehr auf den Straßen ausgeliefert sind.

Bolivianischer Lift gebaut von Österreichern

Auffällig an den Cable Cars ist der Charakter der Skilifte aus den Alpen. Die passen irgendwie nicht zu der Architektur und der Detailliebe der Bolivianer. Und wenn man genauer hinsieht entdeckt man in jeder Gondel einen kleinen Sticker mit der österreichische Flagge und dem Namen der österreichischen Firma daneben.

Ich habe mich mit einem bolivianischen Bauingenieur unterhalten, der für die grüne Linie die Bauleitung übernommen hat. Von ihm habe ich die Information bekommen, dass die Bolivianer nicht die Erfahrung mit dem Bau von Liften haben und somit eine intentionale Ausschreibung an die Fachfirmen im Ausland lief. Ein aufwendiges und teures Projekt (20.000 Bolivianos = ca. 2.500 Euro pro Gondel), um den Bewohner der beiden Städte für 3 Bolivianos (ca. 30 Cent) pro Fahrt den Weg zu verkürzen.

 

La Paz in Bolivien

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