Short Fakts – Spielen und Natur

Teil 3 der Serie „Short Fakts zu Neuseeland“

 

1. Regenbogen

Es gibt nicht schöneres, als nach einem starken Regen einen Regenbogen zu sehen. Ich habe schon viele Regenbogen in meinem Leben gesehen, aber noch nie waren sie so intensiv und oft vorhanden, wie in Neuseeland.
Jedes Mal sind alle Farben zu erkennen und der Halbkreis berührt den Bogen.
Ich wette, hier sind an beiden Seiten jeweils ein Schatz versteckt.

2. Schuhe beim Klettern

Ich war etwas überrascht, als ich das erste Ma in eine Kletterhalle in Neuseeland ging. Meine erste Frage als guter Deutscher war, wo ich Kletterschuhe ausleihen kann. Daraufhin starrten mich große Augen an und es wurde nervös geflüstert. Niemand verstand meine Frage, denn jeder klettert in der Halle mit seinen eigenen Straßenschuhen.

Ein weiterer Hinweis, dass Neuseeland lockerer ist in seinen Sicherheits- und Hygienestandards.

3. Buzzy Bee

Wer in Deutschland aufgewachsen ist, der kennt das gute alte Bobby Car.
In Neuseeland gibt es ein Spielzeug, dass ebenfalls jedes Kind kennt und besessen hat, und das ist Buzzy Bee – eine Holzbiene, desen Flügel sich drehen und die ein ratterndes Geräusch von sich gibt, denn Kleinkinder sie hinter sich herziehen.

4. Kiwis

Es gibt 3 Kiwis in Neuseeland:
Die Kiwifrucht
Der Kiwivogel
Und Kiwimenschen

Neuseeland besteht aus zwei großen Hauptinseln. Da es auf der Nordinsel auch im Winter nicht sehr kalt wird, wachsen das ganze Jahr über Zitrusfrüchte. Auch Kiwifrüchtfarmen sind neben Avokadofarmen dort weit verbreitet. Vor allem unter Backpacker mit dem Work-and-Travel-Visum ist es ein gern gesehener Job auf einer Kiwifarm die Früchte zu pflücken oder zu verpacken. Ein anstrengender Job mit Nachtschichten, aber es gibt schnelles Geld und in der Saison werden viele Hände gebraucht. Vor allem in Tauranga sammeln sich die Helfer und warten auf ihre Jobmöglichkeit.

Kiwivögel sind vom Aussterben bedroht. Ihr Pech ist es, dass sie nicht Fliegen, nicht schwimmen und nicht schnell laufen können. Und seitdem der weiße Mann Hunde und Katzen mit nach Neuseeland gebracht haben, ist der Kiwivogel eine beliebtes Beutetier. Ist ist sehr selten, dass man einen Kiwi auf einer Wanderung zu sehen bekommt. Wenn man sie sehen möchte, dann fast nur noch in Zoos. Doch sie sind zu einem Symbol für Neuseeland geworden und tausenden Souvenirs sind mit ihren erhältlich.

Auch die Bewohner in Neuseeland werden Kiwis genannt. Niemand sagt Neuseeländer, sondern es wird immer nur von Kiwireisepässe oder Kiwinationalität gesprochen.

 

Weitere Short Fakts über Neuseeland

Short Fakts – Essen und Trinken

http://kultur-flieger.de/short-fakts-kleidung/

Short Fakts – Kleidung

Teil 2 der Serie “Short Fakts zu Neuseeland”

 

1. Adiletten

Adiletten haben in Deutschland eher einen negativen Touch. Doch in Neuseeland gehören sie zum Alltag. Fast jeder Zweite trägt die Badeschlappen, um einkaufen zu gehen, zur Schule zu gehen (an der keine Uniformspflicht ist) und teilweise sogar zur Arbeit.
Im Sommer werden die Adiletten barfuß getragen und im Winter (wenn es wirklich kalt ist) mit Socken.

2. Barfuss

Neuseeländer und ihr Wärmeempfinden. Ich und jeder Europäer schüttelt nur den Kopf darüber.

Ich muss zugeben, dass der Winter in Neuseeland nicht so kalt ist wie in Deutschland. Nachts kann es immer wieder mal die Null Grad treffen, aber tagsüber erreichen es doch die angenehmen 10-15 Grad. Im Juli regnet es besonders oft, aber sonst erinnert der Winter an einen Frühlingstag in Deutschland.

Was ich trotzdem nicht verstehe, sind die kurzen Hosen, die T-Shirts und das barfuß laufen im Winter. Kinder gehen barfuß zur Schule. Erwachsene gehen barfuß zum Supermarkt. Und das ganz egal, ob es regnet oder die Sonne scheint.

 

3. Schuluniform und Schulpflicht

In Neuseeland besteht keine Schulpflicht und ich hab jetzt schon einige Familien kennengelernt, die ihre Kinder zu Hause unterrichten.

Doch viele Kinder gehen natürlich auch zur Schule. Und zum Schulalltag gehört die Schuluniform, die auch im Winter aus kurzen Hosen, Röcken und Sandalen besteht.
Kiwis sind irgendwie härter im nehmen, was Kälte betrifft.

 

4. Bademantel

Ein weiterer Punkt, über den sich kein Neuseeländern wundert. Wenn ihre Mitmenschen im Morgenmantel und barfuß im Supermarkt einkaufen gehen oder einen Spaziergang unternehmen.

Sie treten überall auf. Und vor allem in den Abendstunden, wenn die Sonne untergeht und es kälter wird, ist der Bademantel eine gern genutzte alternative zur Jacke.

Und wem das noch nicht genug ist, kann die Hasenvariante dazu tragen.

 

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Short Fakts – Essen und Trinken

Frühstück-Massaker

Frühstück-Massaker

Ich kam nach Neuseeland und alles schien normal. Also, so normal wie ein westliches Land sein kann. Natürlich ist Neuseeland nicht Deutschland, aber ich hatte ein Australien oder USA in ein bisschen anderes erwartet.
Auf dem ersten Blick ist es auch so. Breite Straßen, schlecht Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmittel, sodass jeder ein Auto hat, Burger-Restaurants an jeder Ecke und jeden Tag offene Supermärkte.
Ich dachte, dass es sich dabei um die einzigen Unterschiede handelt. Deswegen war ich doch etwas überrascht, als ich bei einer Familie auf der Nordinsel einzog und sie mir die dunklen Seiten der Frühstückskultur zeigten.

 

Soldaten

Fangen wir mit dem normalesten an: Eier und Soldaten zum Frühstück.
Zwei weich gekochte Eier und dazu getoastetes Brot mit Butter. Dabei wird das Brot so aufgeschnitten, dass die Brotstreifen wie Soldaten aufgereiht auf dem Teller liegen.
Das optimale Frühstück für Kinder. Mit dem Essen spielen und satt werden. Man tunkt das Brot in das flüssige Eigelb und dann isst man es.
Davon bin selbst ich ein Fan.

 

Spagetti auf Toast

Dose auf und fertige Spagetti-mit-Soße-Pampe auf ein wabbeliges Toastbrot. Wer so lange wie ich ohne deutsches Brot auskommen musste, kann verstehen, warum ich schon alleine den Toast als Staatsfeind Nr. 1 sehe. Es ist nur noch einen Schritt weiter Richtung Ernährunghölle, den weichen Toast unter der Spagettisoße zu ertränken. Zumindest ist garantiert, dass man für diese Mahlzeit keine Zähne braucht.

 

 

Vegemite

Wem das Spagetti-Toast-Desaster nicht genug war, kann es mal mit Vegemite versuchen. Ein brauner Brotaufstrich, der das Labeldesign von Maggi hat. Ich habe es einmal probiert und ich muss sagen, das Design ist nicht umsonst da. Für mich schmeckt es wie Maggisoße in fester Form. Laut Internet sind Hefe und Brauereirückstände enthalten. (Muss ich dazu mehr sagen?)
Ich habe bis jetzt noch keinen Deutschen getroffen, der Vegemite zum Frückstück genießt. Doch die Neuseeländer schwöre darauf und in der Familie geht pro Woche ein Glas drauf.

 

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Tischlein deck dich

 

Ist das Tee oder Trinkwasser?

Christchurch

Neuseeländische Freundlichkeit

Neuseeland ist bekannt für seine freundlichen Menschen. Schon wenn man in einen Linienbus einsteigt, merkt man, dass die Fahrgäste mehr miteinander kommunizieren als ins Deutschland. Als ich das letzte Mal Bus gefahren bin, war Schichtwechsel und eine neue Fahrerin übernahm unseren Bus. Sie kam rein und grüßte erstmal alle Fahrgäste. Und die Fahrgäste grüßten zurück. An jeder Haltestelle stiegen Leute aus und sie bedankten sich bei der Busfahrerin.
Oder stell dir einen Wanderweg oder eine Supermarktkasse vor. In Deutschland reicht ein einfach »Hallo«. Neuseeländer stellen die ganze Frage, »Wie gehts?«. Am Anfang war ich etwas verwirrt.
Wie geht man mit so viel Offenheit um?
Antwortet man auf »Wie gehts?« mit »Gut«, lächelt man nur oder fragt das gleiche zurück?
Muss ich mich bei der Busfahrerin auch bedanken?
Ich habe für mich einen Mittelweg gefunden. Das heißt, ich kopiere die Locals und verdeutsche die Reaktion ein wenig. Also ich lächel, wenn mich jemand fragt, wie es mir geht. Mehr, würde sich für mich nicht natürlich anfühlen.

Katastrophen in Christchurch

Aber die Neuseelander sind nicht nur freundlich, sie sind auch für einander da.
Christchurch war vor wenigen Wochen noch weitgehend unbekannt in Europa. Nur wer sich an Nachrichten aus 2011 erinnert, hat vielleicht von der Stadt Christchurch schon mal gehört. Doch leider, ist diese Stadt am 15 März 2019 wieder auf der Bildfläche der internationalen Medien aufgetaucht, als ein Terrorist in einer Moschee 50 Menschen erschoss.
Die ganze Stadt ist noch gebeutelt von den Erbeben, die im Februar 2011 die komplette Innenstadt zerstörte. Selbst 8 Jahre später ist die ganze Stadt eine Baustelle und viele Flächen sind unbebaut. Fassaden von historischen Gebäuden werden mit Stützen gehalten und Bauzäune verhindern, dass Passanten zu nahe kommen. Weiße Stühle stehen an der Stelle, an der die meisten Menschen gestorben sind.

Wie helfen sich die Menschen

Die letzten 8 Jahre schweißte die Menschen in Christchurch zusammen. Nachdem so viele Menschen ihre Häuser verloren hatten und sich alles wieder aufbauen mussten, wissen sie was Leid bedeutet.
Ich traf einen Mann, der seine Buchhandlung bei dem Erdbeben verloren hat und nun beim Aufbau seiner Stadt hilft, weil er für den Bau umgeschult hat.
Und nach der Schießerei in der Moschee war eine große Anteilnahme da. Innerhalb kürzester Zeit boten die Neuseeländer ihr Zuhause an für Familien der Opfer, die aus dem Ausland zu den Beerdigungen kamen. Es wurde Geld gespendet, Blumen zum Gedenken niedergelegt und tausende nahmen an der Mahnwache eine Woche nach dem Attentat teil.

    

Die Neuseelände sind für einander da.

Das kann vielleicht daran liegen, dass nur 5 Millionen Menschen in diesem Land leben oder das sie mit ihren Inseln so isoliert von der Rest de Welt sind. Aber sie haben einen besonderen Umgang mit einander.

 

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Modernes Filmbusiness

Weiße Sternchen im Filmbusiness

Ein Aushang prangt an der Pinnwand eines Touristenrestaurants und ich denke mir, „Cool, ich war noch nie Komparse.“ Schwupps bin ich angemeldet für einen französischen Film, der in Indien spielt.

Pro Drehtag verdiene ich 2.000 Rupien (etwa 33 €). Die Unterkunft wird gestellt. Die Anfahrt zum Drehort bezahlt. Und es gibt drei Mahlzeiten am Tag.

Der erste Drehtag

Der erste Drehtag fängt früh an, weil alle 300 Komparsen in die Kostüme, Perücken und Maskerade der französischen Kolonialzeit in Indien schlüpfen müssen. Der Schauplatz ist der Hof eines Fords. Die Hauptdarstellerin wird heute geköpft. Aber in letzter Minute kommt der Prinz auf dem Elefanten angeritten, um sie zu retten. Ich gehöre zum Publikum – eine wohlhabende Dame mit einem Ehemann, den ich vor 10 Minuten kennen gelernt habe. Die ersten Reihen besetzen die Weißen und dahinter sitzen die Inder in ihrer traditionellen Kleidung als wohlhabende Kaufleute. Aber auch der Prinz hat ein indisches Gefolge mit Turban und Sperren.

Weiße in Indien

Hier handelt es sich um einen französischen Film. Deswegen ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch Personen mit weißer Haut mitspielen. Aber auch viele andere Filme, die von indischen Produktionen gedreht werden benötigen Quotenweiße. Deswegen häufen sich die Angebote, wenn man mal in der Kartei der Filmemacher ist. Die Geschichte kommt moderne und internationaler rüber, wenn immer wieder mal weiße Haut im Film aufblitzt.

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Naße Schuhe

Eine Geschichte über ein Missverständnis

Wir nahmen den Nachtbus zum Ort Kalaw, um eine zweitägige Wanderung zum Inle Lake zu machen. Es hörte sich wie ein gemütlicher Spaziergang an. Am Vormittag 2 Stunden zwischen Feldern hindurch laufen, Mittagessen und am Nachmittag nochmal zwei Stunden leicht bergab zum Homestay. Dort übernachten wir bei einer Gastfamilie in einem kleinen Dorf und am nächsten Tag geht es nochmal 4 Stunden bis zum See. Klingt leicht und gemütlich, nachdem man in Nepal gewandert ist.
Wir haben also nicht das große Equipment raus geholt, sondern die normalen Turnschuh angezogen und nur den kleinen Rucksack mitgenommen, indem ein Regenschirm, aber keine Regenjacke gepasst hat. Schließlich mussten wir unser großes Gepäck abgeben und für eine Nacht, Schlafsachen mitnehmen.

Der erste Tag bis zum Mittagessen war perfekt.

Die Sonne schien und wir scherzten mit unserem jungen Guild, der aus der Gegend kam. Doch am Nachmittag fing es an zu Regnen. Es kam, wie es kommen musste. Der Weg wurde schlammig und rutschig. Es war naß von oben. Wir streiften Büsche und Blätter, deswegen waren wir naß von der Seite. Und wir rutschten von einer Pfütze und Matschgrube in die nächste.
Für meine Mitreisende war das zu viel. Sie stapfte nach vorne und brüllte den Guild an, weil er ihr nicht genug half. Schon das fünfte Mal lag sie auf dem Boden und ihre Hose war voller Matsch.
Kein angenehmer Gedanken, vor allem, weil der zweite Wandertag noch bevorstand.
Irgendwie schafften wir es in das Dorf.
Wir fragten, ob wir unsere Schuhe zum Trocknen ans Feuer in der Küche stellen konnten und unser Guild nickte eingeschüchtert.

Der nächste Tag.

Die Welt sah nicht mehr ganz so Grau aus, wie am Tag zuvor, auch wenn es nieselte und 4 Stunden Weg zwischen uns und dem See lagen. Die Klamotten waren nicht mehr naß (nur noch feucht). Wir stiegen die Treppe runter zum Frühstück. Da standen unsere Schuhe. Blitzblank. Eine Vorahnung ergriff mich …
Ich rannte zu meinen Schuhen. Sie waren komplett vom Matsch befreit, jede Fuge in der Sohle glänzte wie neu. Aber die Schuhe waren naß – triefend naß, so dass ich sie auswringen konnte.
Pest oder Kolera? Da wären mir die dreckigen Schuhe lieber gewesen.

Das Missverständnis

Unser Guild hatte durch den Anschieß ein schlechtes Gewissen. Er dachte, das meine Mitreisende wegen der dreckigen Kleidung aufgebracht war. Ihr ging es jedoch darum, dass sie in Europa einen anderen Standard gewöhnt war und andere Erwartungen an einen Guild hatte. Für ihn erfüllte er seine Aufgaben, indem er uns den Weg zeigte. Sie erwartete, dass er in diffizilem Terrain auf jeden einzelnen wartet und über schwierige Stellen drüber half.
Dass er, in unseren Augen, mit dem Putzen unserer Schuhe, über das Ziel hinaus geschossen war, war ihm nicht bewusst.
Seit ihr schon mal mit trockenen Socken in triefend naße Schuhe gestiegen und dann 4 Stunden gewandert?

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Distanzen schätzen

Wahrnehmungen

Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die Wahrnehmung in verschiedenen Kulturen unterscheiden.
Wie antwortet ihr auf die Frage »Wie weit ist es bis Köln?« oder »Wann fängt der Kinofilm an?«
Genau. Man bekommt (meistens) eine klare Aussage, wie »etwa 12km« oder »um 20:30 Uhr«
Aber nicht so in Nepal!

Distanzen

Wir waren beim Trekken um den Annapurna. Diese Tour dauert mehrere Tage und es geht immer weiter hinauf bis zum Pass Thorung La Pass auf 5200m üNN. Nach einer Weile unterhält man sich darüber wie lange wohl die gesamte Strecke betrifft. Denn es wird immer nur in Höhenmetern gesprochen, aber nicht in Distanzen. Von Guide bekamen wir nur eine Zeitangabe wie, »Heute laufen wir etwa 6 Stunden. Vielleicht aber auch mehr.« – Gut, darauf kann man sich einstellen. Während dem Gehen verliert man eh das Gefühl für die Zeit.
Aber die Frage wie lange die gesamte Strecke ist, kommt doch immer wieder auf.
Am fünften Tag sagte mir meine App, dass wir bereits 70 km unterwegs waren. Ich fragte den Guide wie lange die gesamte Strecke bis zum Pass ist. Verwirrte Gesichter. Ein kurzes Gespräch auf nepalesisch zwischen zwei Guides und ich bekam die Antwort, »60km«
??
»Aber wir sind schon 70km gelaufen. Dann kann die ganze Strecke nicht 60km lang sein.«
Wieder lange Gesichter. Und ich bekam die Antwort, »Dann ist es wohl länger.«

Was zeigt uns dieses kurze Gespräch? Können die Nepalesen keine Strecken messen?
Nein.
Es ist für sie nicht wichtig.
Wir messen unsere Strecken in km und sie eben in Zeit. Und die Zeit ist nicht so festgelegt und genau, denn man läuft einfach und kommt irgendwann an.

Zeitangaben

Jetzt haben wir eben gelernt, dass in Nepal die Zeit wichtiger ist als die Distanz. Aber auch die Zeit ist nicht so fix und genau wie bei uns.
Tourist in einer Herberge, »Funktioniert das Internet?«
Herbergenbesitzer, »Vielleicht, nach später« (»Maybe After later«)

Keine Aussage, mit der ein eingefleischter Deutscher etwas anfangen kann.

Begründungen

Aber auch Gründe, warum etwas gemacht wird oder etwas ist, sind nicht so eindeutig, wie wir es gewöhnt sind.
Auf jede Frage, warum im Buddhismus etwas so gemacht wird, wie es ist, gab es die Antwort, »Für Glück.«

Oder auf die Frage, »Haben sie Käse?«, kam die Antwort der Köchin, »Nein, wir haben keine Kühe, nur Berge.«

 

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Ganz viele Onkel

Beziehungen in Nepal

Mit vielen Onkeln ist nicht gemeint, dass die Eltern viele Geschwister haben. Nein. Es ist eher der Fall, dass mehr Personen im Umfeld Onkel genannt werden.
Das Gleiche gilt auch für Schwestern, Brüder und Tanten. Man könnte meinen, dass es sich um eine riesige Familie handelt oder die Nepalesen kein Verständnis von Verwandtschaftsgraden hat. Aber es ist etwas anders.

Wer ist alles ein Bruder?

Jeder Mann, der etwa im gleichen Alter ist wie man selbst, wird »Bruder« genannt. Auch wenn keine Verwandtschaft vorliegt. Dabei wird zwischen kleinem und großem Bruder unterschieden. Auch wenn es sich nur um wenige Tage Altersunterschied handelt, wird die unterschiedliche Anredeform benutzt. Auch bei Frauen gibt es diese Anrede.

Wer ist ein Onkel?

Ist die Person um einiges älter, also etwa im Alter der eigenen Eltern, verändert sich die Anrede zu Onkel oder Tante. Da gibt es nur noch eine Form, weil die Person auf jeden Fall älter ist.

Es kann vorkommen, dass zwei Personen sich seit Tagen unterhalten, aber nicht ihre Namen kennen. Sie reden sich nur mit der anderen Form an.
Und ein und dieselbe Person kann gleichzeitig »Dai« und auch »Bhai« sein, weil er von unterschiedlichen Personen angesprochen wird, die einmal älter bzw. jünger sind.

Nepalesische Namen

Großer Bruder = Dai
Kleiner Bruder = Bhai
Große Schwester = Didi
Kleine Schwester = Bhahini
Onkel = Kaka
Tante = Kaki

 

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Vikram Sambat

Der nepalesische Kalender

Ich sitze in einem Restaurant in dem Dorf Sauraha vor den Toren des Chitwan Nationalparkes. Es ist Zeit zu essen und ich grübel über der Speisekarte, die sich in allen Touristenorten ähnelt. Reis oder Nudeln?
Ich spreche den jungen Kellner an, der seit einigen Minuten um meinem Tisch tigert. »Was empfehlen sie mir?«
Wir kommen schnell vom Thema ab und plötzlich stehen wir vor der Frage wie alt er ist. Er kommt ins Nachdenken. Murmelt vor sich hin, »Ich bin 2052 geboren … also…«
»Bitte?«
Habe ich das richtig gehört?

Der Kellner kommt aus der Zukunft?

»… ich werde 21 Jahre alt.«
Jetzt wird es seltsam, denke ich mir. Ich muster den Mann von oben bis unten. Er sieht nicht verwirrt aus und er könnte wirklich 21 Jahre sein, anstelle von Minus 34. Ich nehme meinen Mut zusammen und stelle ihm die Frage, die mir auf der Seele brennt.
»Habe ich das richtig verstanden? 2052?«
Und er erklärt, »Genau. In Nepal haben wir einen eigenen Kalender. Wir schreiben das Jahr 2074.«
Ich kratze mich am Kopf. Davon habe ich noch nie etwas gehört.
»Und worauf bezieht sich die Kalenderrechnung? Und benutzt ihr auch den anderen Kalender? Unterscheiden die beiden Kalender sich, außer der andern Jahreszahl?«, platzen alle Fragen gleichzeitig aus mir heraus.
Der Kellner fängt an zu lächeln. Es ist kein Auslachen, sondern er scheint sich zu freuen, dass er mir etwas erklären kann.
»Die Zeitrechnung hat mit dem Hinduismus zu tun. Im Jahre 0 wurde die Welt von Vishnu erschaffen. Wir haben ebenfalls 12 Monate. Aber unser Jahr wechselt Mitte April. – Wir leben mit beiden Kalendern. Es ist ganz leicht, sie umzurechnen.«

Ich bestelle die Nudeln. Es ist nebensächlich geworden, was ich essen. Ich greife nach meinem Handy und google die Infos, die ich eben bekommen habe. Hat der Kellner sich gerade einen Spaß mit mir erlaubt und lacht in der Küche über mich?
Doch da finde ich es.
Nepal hat einen eigenen Kalender, den Vikram Sambat.

56,7 Jahre in der Zukunft.

 

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Buddhismus im nepalesischen Hochland

Nepal …
Da kristallisiert sich gleich ein Bild vor meinem inneren Auge, mit einem schneebedeckten Berg in Hintergrund, einer Stube mit goldener Spitze weiter vorne und von einer zur anderen Seite ziehen sich hunderte Gebetsfahnen, die im Wind wehen.
Typisch Nepalesisch?
Typischen buddhistisch?
Obwohl der Hinduismus in Nepal überwiegt, ist dieses Land durch den Buddhismus geprägt. Überall im Hochland sind seine Spuren zu sehen und im Alltag der Menschen verwurzelt.
Viele Traditionen haben mit Glück zu tun, die akribisch eingehalten werden, damit nichts Schlimmes passiert.

Gebetsfahnen

Gebetsfahnen sind überall aufgehängt. Einige sind so von der Sonne ausgeblichen, dass sie schon seit Jahren hängen müssen. Sie bringen – wie eben schon gesagt – Glück und gehören zu dem typischen Bild des nepalesischen Hochlands. Dabei ehren die Farben der Fahnen den Elementen.
Rot= Feuer
Blau= Himmel
Grün= Umwelt
Gelb=Erde
Weiß=Wolken

Feuer am Morgen

In den Dörfern im Himalaya verbrennen die Buddhisten Tannenzweige, damit sie den Tag über Glück haben.

Baustellen

Damit während dem Bau kein Unglück passiert werden an den Türpfosten Bänder gehängt.

Stupas

Stupas dürfen nur im Uhrzeigersinn umrundet werden. Dabei werden die Gebetstrommeln einzeln gedreht.

 

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