Alternative Währung

Bezahlen mit einer Chat App

Ich war etwas verwundert als ich in einem Café in Kunming stand und die Dame vor mir ihr Handy an einen Scanner hielt um zu bezahlen. Auch im Supermarkt oder am kleinen Straßenstand, an dem Oma ihre Pfannkuchen verkauft habe ich CR Codes gesehen, an die Handys gehalten werden.

Es kann zwar noch mit Geld bezahlt werden, aber die meisten jungen Leute nutzen Alipay oder die ChatApp WeChat um zu zahlen. Man verbindet seine App mit einem chinesischen Konto und ab da hält man nur noch sein Handy an einen Scanner oder an den CR-Code und muss sich nie wieder mit Kleingeld herumschlagen.

Immer wieder taucht die App WeChat auf. Vor 2 Monaten wusste ich noch nicht mal das es diese App gibt, aber in China ist sie unumgänglich. Da viele westliche Homepages gesperrt sind, deckt WeChat alles in einem ab. Eine Chatfunktion wie WhatsApp, Momente mit Freunden teilen wie auf Facebook und bargeldloses Bezahlen sind in WeChat enthalten.

Zum Bargeldlosen bezahlen haben wir in Deutschland kein weit verbreitetes Werkzeug, weil wir von der Mentalität etwas anders gestrickt sind. Auch in anderen europäischen Ländern ist es weit verbreitet mit dem Handy zu zahlen. Aber wir Deutschen lieben unser Geld und fühlen uns sicherer, wenn wir etwas handfestes haben.

 

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Tischlein deck dich

Wie essen Chinesen?

Jeder der schon mal einen Kong Fu Film gesehen oder beim Lieblingschinesen um die Ecke bestellt hat, weiß, das im Reich der Mitte mit Stäbchen gegessen wird. Aber was passiert drum herum? Gibt es immer Chinesisch-Süß-Sauer zum essen?

Zum Glück nicht!
Den das chinesische Essen, was wir in Deutschland bekommen, hat nichts mit dem Essen in China zu tun!

Alles auf den Tisch

Eine Mahlzeit besteht oft aus vielen kleinen Gerichten. In einem Restaurant oder bei Chinesen zu Hause bekommt jeder eine kleine Schüssel und die altbekannten Stäbchen. (Wobei die aus Holz besser greifen, als die aus Plastik!)
Neben einer großen Schüssel Reis kommen mehrere Teller mit Essen aus den Tisch. Auf dem ersten Teller sind gebratene Zuckerschoten mit Schweinefleisch. Daneben werden frittierte Tintenfischringe gestellt. Und danach eine undefinierbare Masse mit grünem Gemüse. Etwas Exotisches ist auch dabei, denn auf dem nächsten Teller liegen schwarze Eier, die als die 1000jährigen bekannt sind.
Alles schmeckt gut!
Ich hatte noch keine Mahlzeit in China, die mir nicht geschmeckt hat.
Leider kann man sich die Rezepte nicht einfach aufschreiben und zu Hause genau so nach kochen. Denn dort wo die Gerichte herkommen, schmecken sie 100 Mal besser. Das liegt nicht an meinem Kochkünsten, sondern weil vor Ort einfach alles passt: das richtige Gemüse, das Wasser zum Kochen, die Gerüche in der Umgebung, die Atmosphäre, die Sprache … alles passt.

Hot Pot

Wenn niemand Lust hat zu Kochen gibt es den Hot Pot.
In der Mitte des Tisches steht eine Heizplatte, auf die ein Topf mit kochendem Wasser gestellt wird. Rohes Gemüse, Fleisch, Nudeln, etc. kommen auf den Tisch und alles landet nacheinander im Topf.
Das ganze funktioniert dann wie beim Fondue. Jeder nimmt sich mit seinen Stäbchen aus dem Topf raus, was er haben möchte. Also das Salatblatt oder die Reisnudel raus fischen, in die eigene Schüssel zum Reis legen und essen.
Niemand steht Stundenlang alleine in der Küche!
Und das Essen wird zum netten Miteinander, dass Stunde gehen kann!

 

P.S.:

Die Chinesen sehen uns Westler als Egoistisch, weil wir jeder ein eigenes gericht bestellen, das wir nicht teilen.

 

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Jadegrüner Seepark

 

Jadegrüner Seepark

Freizeit in Kunming

Kunming ist eine typische Stadt in China mit etwa 4 Millionen Einwohner. Sie liegt im Süden in der Provinz Yunnan, auf der Höhe von Myanmar. Von Peking habe ich mit dem Flugzeug 3 Stunden gebraucht.

Mitten in der Stadt liegt der Jadegrüne Seepark. Ein groß angelegter See der zwischen den Lotusblättern kaum auszumachen und mit Gehwegen, Stegen, Parkanlagen und Plätzen durchzogen ist. Aber egal wo man in den Bambushainen, den Spielplätzen oder bei den Essensbuden steht, immer ist der See zu sehen.

Hier verbringen die Menschen aus Kunming ihre Freizeit.

Ein Frühlingsspaziergang

Ich laufe durch das Eingangstor und schlender auf der Promenade entlang, die durch den See führt. Ein weißer Kranich fliegt an mir vorbei und landet neben einer Lotusblüte im Wasser. Weiter vorne treffe ich auf eine kleine Pagode und übersteuerte Musik aus einer mobilen Anlage dröhnt mir entgegen. 5 Hobbymusiker haben sich darin nieder gelassen und beschallen die Umgebung. Etwas weiter ist die Band sogar noch größer und ein paar Zuschauer tanzen zu dem chinesischen Gesang.

Am Wasserspielplatz bleibe ich eine Weile stehen und beobachte die Kinder, die in Luftkissenrädern durch das Wasser pflügen. 10 Yuan (1,40 Euro) kostet das die Eltern.

Auf einem großen Platz, ein Stück weiter, steht die nächste Musikanlage. Doch dieses Mal läuft eine CD. Eine Gruppe Tänzer hat sich zusammen gefunden, um Choreographien zu tanzen. Die alte Frau daneben schert sich nicht darum und bewegt sich wie es ihr gefällt.

Auch andere machen Sport. Auf einem Holzsteg bei einem Bambushain steht eine alte Dame und übt sich im Thai Chi. Der Mann daneben lässt einfach nur die Arme kreisen und dehnt die Beinmuskeln.

Wilde Diskussionen starten am Rand der Fischpagode. Zwei Männer spielen eine Art Mühle oder Dame. Damit sind sie aber nicht alleine, denn 10 weitere Männer stehen um sie herum und diskutieren lautstark über den nächsten Spielschritt.

Ich bin nicht die einzige, die einfach nur die Atmosphäre genießt. Viele Familien und Liebespaare schlendern ebenfalls durch die Parkanlage und machen Selfis an jeder Blume die sie finden.

Ein toller Ort, an dem man viel beobachten und sich erholen kann. Kunming ist bekannt für sein mildes Klima und wird Frühlingsstadt genannt. Genau so hat sich auch dieser Nachmittag angefühlt. Ein Frühlingsspaziergang zwischen Blumen, Wasser und Menschen, die ihre Zeitzeit genießen.

 

 

Keine Social Media

Verbotene Internetseiten in China

Ich war vorgewarnt, weil ein Freund von mir gerade erst in China war und sich komischerweise nicht meldete. Dabei hatte er versprochen ein paar Bilder zu schicken. Erst als er zurück war erklärte er, dass viele Internetseiten in China gesperrt sind. Und darunter die, die wir in den westlichen Ländern im Alltag benutzen.

Google

Instagram

Twitter

WhatsApp

Yahoo

Facebook

Wikipedia

Um nur einige zu nennen!

Aber warum ist das so?

Warum sollte man sich von dem Rest der Welt abschneiden und diese Informationsquellen verbieten?

Die Regierung hat den Zugang zu diesen Seiten aus mehreren Gründen verboten:

  • Offene Kanäle können nicht kontrolliert werden. Die Heimat von Google, Facebook, WhatsApp und Co ist nicht China sondern USA. Also gehen die Daten und Informationen ins Ausland. WeChat ist Chinesisch und somit bleibt alles hier. Somit ist es auch leichter den Content zu kontrollieren. Über Google und Co können Meinungsbilder im Land entstehen, die dem Staat nicht recht wären.
  • Globalisierung kann den Markt stärken und auch schwächen! Wenn man die Internetseiten aus dem Ausland als Produkte betrachtet, die den chinesischen Produkten Konkurrenz machen, dann ist es am einfachsten, diese zu verbieten. Wenn es kein WhatsApp gibt, dann wird WeChat benutzt. Auch die Chinesen wollen sich vernetzten und dann nehmen sie das Produkt, dass ihnen zur Verfügung steht. Die eigene Wirtschaft stärken, in dem man die Konkurrenz abstellt!

Aber es gibt Wege wie man auch in China nicht auf die ausländischen Anbieter verzichten muss. Wenn man VPN nutzt, logt man sich über eine IP im Ausland auf die gewünschte Homepage ein. Ich will nur auf VPN hinweisen und nicht erklären was es ist und wie es funktioniert. Es lohnt sich aber erst, wenn man eine längere Zeit in China ist, weil die guten Anbieter eine Mindestlaufzeit haben und Kosten verursachen.

Noch eine kleine Anekdote zum Schluss

Vor einigen Wochen saß ich in der wöchentlichen Videokonferenz und habe aus Deutschland mit meinen chinesischen Kollegen gesprochen. Ich habe erwähnt, dass ich bald nach China fliege und sie wollten unbedingt meine Kontaktdaten, damit ich ihnen Bilder von meiner Reise schicke. Ich fragt sie, ob sie WhatsApp haben und sie sagten dazu „Nein, es ist nicht so weit verbreitet in China.“

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Hitzige Diskussionen beim Abendessen

 

 

Schaffe schaffe Häusle baue

Heute: ein Bauthema

Ich stehe in einem Krater, in dem vor tausenden Jahren ein Meteorit eingeschlagen ist.

Den ganzen Tag sind wir schon hier. Wandern. Die Umgebung von Sucre kennen lernen. Eineinhalb Stunde waren wir heute Morgen mit einem privaten Bus unterwegs. Zum Mittagessen hielten wir in einer der Siedlungen an und essen Sandwiches auf einer verwitterten Terrasse von einem Hostel, das nur selten Gäste beherbergt.

Es hält mich nicht länger auf der Steinbank und ich streune durch das kleine Dorf, bestehend aus 10 Häusern. Was mir auffällt, sind die unterschiedlichen Ziegel, die zum Bau benutzt wurden.  Eher verwunderlich! Denn normalerweise schießt sich ein Dorf oder eine Gegend auf eine Bauweise ein.

Aber hier gibt es drei Arten

  • Lehmziegel mit Stroh
  • Kleingehauene Felsbrocken
  • Industriell hergestellte Ziegel

Warum gibt es diese Unterschiede?

Sind das Statussymbole, die auf die Liquidität eines Bauens schließen lassen?

Wieder bekomme ich nicht alle Antworten auf meine Fragen, aber ich fasse zusammen was ich mitgenommen habe:

In der Gegend sind die Lehmziegel weit verbreitet. Wer mehr Geld hat, kann sich die Felsbrocken leisten. Diese sind stabiler als die aus Ton und Stroh.

Soweit für mich noch klar und nachvollziehbar. Die aus Lehm können selbst hergestellt werden und die aus Fels gibt es in der Nähe in einem Steinbruch. Bei denen kommt die Kosten von Transport und Zerkleinern hinzu. Aber die Industrieziegel kommen aus Sucre. Also noch teuerer und von weit her!

Die Antwort ist einfach                             

Bis vor einigen Jahren waren die Gebäude in den beiden lokalen Varianten gebaut. Auffällig waren die Krankheitsfälle und nach Tests kam heraus, dass die Lehmziegel Asthma verursacht. Die Ziegel neigten dazu feucht zu sein und Insekten lebten in den Zwischenräumen. Somit bot der bolivianische Staat in schlimmen Fällen Industrieziegel an.

Die Ziegel aus Sucre haben noch andere Vorteile, denn sie sind stabiler, leichter zu mauern, bleiben trocken und bieten, bei guter Verarbeitung, keinen Raum für Insekten.

 

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Das Schönheitsideal in Südindien

Umso weiter ich von der Stadt aufs Land kommen, umso traditioneller wird es. Die Frauen haben ein einheitliches Bild von einem Schönheitsideal, dem sie in meistens allen Punkten nachgehen. Hier einige Schönheitsvorkehrungen, die mir im Staat Tamil Nadu auf den Dörfern aufgefallen sind:

Jasminblumen

Kleine Jasminblüten werden in Handarbeit an einen langen Faden geknüpft. Verkauft werden diese Ketten im Ellenmaß und für 10 Rupien bekommt eine Frau eine Elle Jasminblüten, die beim Tragen durch den ganzen Raum duften. Wie ein Aphrodisiakum für die Männer.

Punkt auf der Stirn

Ein kleinen Sticker, Bindi genannt, wird zwischen die Augenbrauen geklebt. Dieses Bindi gibt es in allen Farben und Formen und bedeutet nicht, dass die Frau verheiratet ist. Es wird als Schön angesehen und komplementiert das Outfit. Das Bindi wirkt wie ein drittes Auge, mit Blick in die Seele.

Zu dem Bindi kann ein roter Strich im Haaransatz kommen, der anzeigt, dass die Frau verheiratet ist. Und weitere Punkte in rot, gelb und weiß, wenn sie an einer Puja (Zeremonie) teilgenommen hat.

Lange, dicke Zöpfe

Inderinnen haben dickes Haar. Auf den Dörfern tragen alle Mädchen ihre Haare lang, die zu einem dicken, schwarzen Zopf gebunden wird, der lang auf den Rücken hängt. Bei Tanzveranstaltungen, werden zusätzlich Kordeln daran gebunden, damit der Zopf noch länger aussieht.

 

Helle Haut

Die erfolgreichen Frauen im Fernsehen sind die mit heller Haut. In Nordindien haben die Frauen bereits die hellere Haut. Die Damen im Süden kämpfen hingegen mit Mittelchen gegen ihre schwarze Haut an. Cremes, die ein bleichen der Haut versprechen. Oder einfach das Gesicht und Arme heller pudern.

Schmuck

Schmuck ist wichtig. Plastik, Silber oder Gold – alles ist möglich, je nach Status der Frau. Eine bestimmte Regel gibt es nicht. Gold ist oft für die verheiratete Frau, weil sie den Schmuck zur Hochzeit geschenkt bekommen hat. Silber und Plastik ist für unverheiratet erschwinglich. Aber nicht jede verheiratete Frau trägt ihren Goldschmuck im Alltag.

Wichtig ist der Nasenring, den alle Frauen, ab dem Tag ihrer ersten Periode tragen. Ohrringe, eine Kette und Armreifen. Bei den Armreifen reichen im Süden Indiens ein paar wenige an einem oder beiden Armen. Die Fußkettchen werden nur im Doppelpack verkauft. Ein Kettchen tragen nur Touristen oder Prostituierte. Dabei gibt, umso schwerer und mehr Glöckchen dran hängen, umso besser.

Kein Make-Up

Auf den Dörfern ist Make-Up verpönt. Make-Up ist nur für böse Mädchen, die ihre Eltern Schande machen und nichts im Leben erreichen werden.

Keine Tätowierungen

Auch Tätowierungen deuten auf ein böses Mädchen hin. Vor allem wird dieses Bild geprägt von Kinofilmen, wo die Bösen oft von tätowierten Mädchen gespielt werden.

Kleidung

Alltagskleidung ist eine Hose, eine passende Tunika und ein Schal dazu. Jeans und T-shirt würden die Frauen niemals tragen. Als besonders schön wird der Sari gesehen, ein 6 Meter langer Stoff der kunstvoll um die Frau gewickelt wird. Dabei ist zu beachten das die Knie und Schultern bedeckt sind, und der Busen sich nicht an einem engen Oberteil abzeichnet.

 

Ein ruhiges, liebes Mädchen

Mädchen werden zur Zurückhaltung erzogen. Ruhig und brav.

 

“Das Schönheitsideal in Südindien” weiterlesen

Das Schönheitsideal der Cholitas

Wer sind die Cholitas

Laut Wikipedia-Definition sind Cholitas Frauen, die von indigenen Stämmen abstammen.

Ich habe die Cholitas hauptsächlich in La Paz gesehen. Fast jede zweite Frau läuft dort in der typischen Kleidung, die aus Röcken, Blusen, einem Schultertuch und einem Hut besteht. Aber auch an der Grenze zwischen Peru und Bolivien, sowie vereinzelt in den Dörfern der Hochebene habe ich sie gesehen.

Was gehört zu einer echten Cholita?

Lange Haare

Zu den langen schwarzen Haaren, die in zwei Zöpfen gebunden sind, werden Bommeln aus Wolle gebunden. Diese Bommeln ziehen die Haare lang und verlängern optisch durch ihre eigene Länge das Haar.

Viele Lagen Kleidung

Etwa 1/3 von Bolivien liegt auf der Hochebene. Auch La Paz liegt auf etwa 3500 m über N.N. Und dort kommt es vor, dass das Wetter innerhalb von wenigen Minuten um schwingt. Kalt, Nass, Heiß, Windig, ein bisschen Schnee …

Deswegen tragen die Cholitas mehrere Kleidungsstücke übereinander. Typisch sind die Faltenröcke und Blusen. Aber man kann davon ausgehen, dass mehrere Röcke übereinander gezogen wurden. das hat nicht nur den Vorteil wärmer zu sein, sondern macht auch ein schön breites Becken, worauf die Männer aus der alten Generation voll stehen. Breite Hüften = sexy!

Der Hut

Als die Spanier damals in Bolivien waren wurde eine große Ladung Hüte für die Soldaten geliefert. Leider war die Hüte zu klein bestellt worden. Bevor sie die Hüte weg warfen gaben sie die Lieferung an die Frauen weiter. Seitdem gehört zu einem perfekten Cholita-Outfit der etwas zu kleine Hut.

Die Frau ist verheiratet, wenn der Hut in der Mitte auf dem Kopf getragen wird. Neigt er zu einer Seite, ist die Frau verwitwet, geschieden oder Single.

Starke Frauen

Cholitas sind stark. Nicht nur treten sie selbstbewusst auf den Märkten auf, sondern sind auch bekannt für ihr Rastling. In Rock und Bluse stürzen sie in den Ring und kämpfen um den Titel.

 

 

 

Die Krönung eines Sultans

Alleine unter vielen

Eingekeilt in einer Traube von Menschen spüre ich zwei Hände an meinem Arm. Ich erschrecke mich und will meinen Arm weg ziehen. Doch da entdecke ich den Soldat, der mich Richtung Eingangstor drückt. Alle anderen müssen eine Gasse für uns zu bilden. Mehr als überrascht bin ich, als ich plötzlich hinter der Absperrung auf dem großen Platz stehe. Ohne Grund hat mich der Soldat, die einzige Weiße, gepackt und in die Nähe der Zeremonie manövriert. Weiter schieben mich die Hände nach vorne. Am Rand des Platzes stehen geschätzt 1000-2000 Kameruner in Alltagkleidung. Unter einem Pavillon wenige Hundert im Festtagsgewand. Aber ich werde durch sämtliche Absperrungen weiter durch geschoben bis zum inneren Ring und stehe plötzlich 10 Meter entfernt von dem Sultan. Auf dem Platz ist es ganz ruhig. Nur die Lautsprecheranlage übersteuert die Rede des Sultans, der von seinem Hofstaat umringt ist. Ich blicke mich um. In der Hoffnung zu verstehen, warum gerade ich hier her geschoben wurde. Unter dem Pavillon entdecke ich zwei weitere Weiße, die im Anzug in der Hitze brühten. Neben mir noch zwei Weiße im Touristenlook. Die beiden, genauso wie ich, aus der Maße der Kameruner heraus gefischt und vor den Sultan geschoben.

„Was ist hier los?“, frage ich die Frau neben mir.

„Das ist die Inthronisation des Sultans. Alle zwei Jahre muss er in seinem Amt bestätigt werden. Gestern wurde er enthoben und heute wird er wieder eingeführt“, erklärt mir die Frau mit den Altersflecken.

Die Sultansynastie

Als ich mich nach Foumban aufmachte, bin ich von einem Straßenfest ausgegangen mit Essenständen und etwas Musik. Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Etwas seltsam fand ich den Taxifahrer, der sich als Prinz vorstellte. Auch die Bedienung im Restaurant prahlte damit eine Prinzessin zu sein. Lässt auf eine große Königsfamilie schließen!

Seit mehreren Generationen besteht die Dynastie des Sultans. Und damit sie niemals ausstirbt, darf jeder Sultan mehrere Frauen habe. Daraus entstehen viele Kinder. Und so kommt es, dass so gut wie jeder Kameruner, den man in Foumban trifft, irgendwie mit dem Sultan verwandt ist.

Die Parade

Das Fest ging den ganzen Tag. Tanzen auf der Straße, Essensstände und Pilgerreisen zwischen den Veranstaltungsorten.

Doch das große Highlight kam am nächsten Tag: Die Parade!

Jeder der mitmachen wollte, verkleidet sich und lief mit. Die Kostüme erinnerten an Kriege und Kämpfe. Jede Verkleidung war Einzigartig. Bei den Frauen lieblich und stolz und bei den Männern aggressiv und wild. Da lief ein Junge in Unterhose. Er war komplett mit Motoröl eingeschmiert. Der nächste hatte verdorrte Blätter zusammen geknüpft und trug einen riesigen Ochsenschädel auf dem Kopf. Ein weiterer Mann zielte mit seinem verrosteten Gewehr auf seine Freunde, die nach einem lauten Peng-Ruf wie bei einer Exekution umfielen.

Die Frauen liebten es schicker! Kleider mit aufwendigen Mustern und gleichfarbigen Turbanen liefen in dem Meer der Menschen. 3 Stunden ging die Parade, die keine Ordnung hatte. Dichter wurde das Gewirr, als eine Limousine anrollte und der Sultan zu seiner Krönung gefahren wurde. Vor dem Sultanspalast endete die Parade und die Würdenträger verschwanden hinter den Toren. Noch bis tief in die Nacht, pulsiert die Stadt.

 

Von einem deutschen Straßenfest bin ich ausgegangen! Und habe dann dieses unglaubliche Spektakel miterlebt!

 

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Wie funktioniert Wahlpropaganda?

Alle paar hundert Meter tauchen zwei A´s in einem Kreis auf und dazwischen die Buchstaben „cun“. In diesem Abschnitt des kilometerlangen Tales kann man nur Steigungen und karge Wiesen erblicken. Immer wieder taucht ein oder eine Ansammlung von Häusern auf und auf jeder gefühlt 10ten Mauer stehen diese Buchstaben in blauer und roter Farbe.

Sofort muss ich an Werbung denken. Ist das ein Markenname? Vielleicht Waschmittelwerbung? Warum gibt es dann nicht Werbeplakate wie bei uns?

 

Mit meiner Annahme, dass es sich um Werbung handelt, war ich nicht ganz verkehrt. Doch anstelle von Waschmittel handelt es sich um den Namen eines Spitzenkandidaten. Die 2m hohen Buchstaben sind Wahlwerbung von 2016. Der damalige Präsidentenanwärter Acuna hatte in ganz Peru Privatpersonen für die Rechte bezahlt, ihre Hauswände als Werbefläche zu nutzen. Eine sehr wetterfeste und nachhaltige Variante, bei der die Werbung noch Jahre später sichtbar ist, obwohl der Kandidat nicht mal gewonnen hat.

 

Heiliges Tal bei Cusco/ Peru

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Dicke Decken

Decken in der kalten Jahreszeit

In einer Millionenstadt wie Changzhou wäre es nicht ratsam, wenn jeder ein eigenes Auto besitzt und damit zur Arbeit fährt. Deswegen gibt es öffentliche Verkehrsmittel und ein Großteil der Leute fährt mit dem Moped oder Motorrad.

Für Zweiräder gibt es sogar eine eigene Fahrspur. Abgegrenzt durch einen Zaun, damit die Autofahrer die Spur nicht schneiden.

Doch was tut man, wenn es Winter wird und man auf das Motorrad angewiesen ist? Eiskalter Fahrtwind, der die Hände starr werden lässt und die Beine einfriert. Die Chinesen haben dafür eine Lösung gefunden! Und wenn wirklich alle mitmachen ist keine Farbe zu grell und kein Motiv zu kitschig.

Die einfache Lösung ist eine Handschuh-Deckenkonstruktion, die am Moped befestigt wird. Bei der Fahrt werden somit die Hände und Beine warm gehalten.

Wenn ich sehe mit welchem Selbstbewusstsein die Chinesen diese Decke benutzen, versuche ich mir diese in Deutschland vorzustellen. Müsst ihr da nicht auch grinsen?

Changzhou in China

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